SINATRAS KINDHEIT: Francis Albert Sinatra wurde am 12. Dezember 1915 in der Straße Monroe in der Stadt Hoboken, ein Ort im nordamerikanischen Staat New Jersey in der Nähe von New York geboren. Es war eine schwierige Geburt: er war ein großer Junge und es war nötig chirurgisch einzugreifen. Während der Operation erlitt eines seiner Ohren, der Hals und ein Teil seines Gesichts verschiedene Verletzungen, die vom Gebrauch der Geburtszange herrührten. Jahre später, als seine Kinokarriere dabei war ihn zu endgültigen Starruhm zu befördern, beklagten die Manager der Produktionsfirmem RKO und Metro Goldwyn Mayer, daß Frank Sinatra nicht auf ihre Vorschläge hörte, sich der plastischen Chirurgie zu unterziehen, um diese leichten Verletzungen zu "verbergen". Sein Vater Martin Anthony Sinatra und seine Mutter Natalie Garavanti, beide italienischen Ursprungs, hatten sechs Jahre vor der Geburt ihres einzigen Sohnes Francis geheiratet. Vor der Geburt Franks war sein Vater Profiringer unter dem Namen Marty O'Brien gewesen. In der Familie gab es noch einen anderen Kämpfer. Sein Onkel Dominick Garavanti war Boxer im Fliegengewicht, der sich "Babe Winner" nennen ließ. Während einer gewissen Zeit betrieb Martin eine kleine Schenke, in der Natalie als Bedienung arbeitete. Als Angestellte ihres Mannes zu arbeiten, war nicht besonders nach dem Geschmack Dollys, wie sie ihre Freundinnen nannten, und deshalb suchte sie eine andere Beschäftigung als Krankenschwester. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit verlangten verschiedene wohltätige Organisationen nach ihren Diensten, um die Bedürfnisse von Leuten zu befriedigen, die keine andere Möglichkeit hatten, zu Hause ärztlich betreut zu werden. Im Verlauf ihrer Arbeit engagierte sich Dolly Sinatra für die Probleme der Arbeiterklasse von Hoboken, was sie schließlich dazu brachte aktiv in der Demokratischen Partei mitzuarbeiten, die ihr   eigener Sohn Jahre später eifrig verteidigen sollte, bis bestimmte Umstände seine Ablehnung der Demokraten hervorriefen und er sich entschloß von nun an die Republikaner zu unterstützen. In den Jahren unmittelbar nach der Geburt Franks hatte seine Mutter wenig Zeit, sich den häuslichen Aufgaben zu widmen und so fielen seine Erziehung und Betreuung in diesen ersten Jahren seiner Großmutter mütterlicherseits, Rosa Garavanti, zu. Dieser Umstand beeinflußte jedoch die normale Entwicklung des jungen Frank nicht, der andererseits einen relativ sorgenfreien Lebensstandard und eine gemütliche Ruhe in seinem Heim genoß, die im Gegensatz zur Atmosphäre der Spannungen zwischen den Rassen, die in Hoboken herrschte, stand. Seine Erziehung, eine Mischung zwischen dem Engagement seiner Mutter und der Verehrung der körperlichen Kraft seines Vaters erlaubten ihm, zu einer Art Vorkämpfer gegen die Ungerechtigkeit in seinem kleinen kindlichen Umfeld zu werden. Der erwachsene Sinatra sollte sich an seine Kindheit auf eine sehr plastische Weise erinnern: "In Hoboken lebte ich als Kind in einem sehr konfliktreichen Viertel. Wenn mich jemand beleidigte, war nur eines zu tun: ihm den Schädel einschlagen. Als ich größer wurde, verstand ich, daß man es so nicht machen darf. Mir wurde bewußt, daß das System die Erziehung ist". Er fuhr fort: "Die Kinder haben nicht die Schuld, sondern die Eltern. Wie kann ein Kind wissen, ob sein Spielkamerad Italiener, Jude oder Ire ist, wenn er es nicht von den Eltern zu Hause gehört hat? Sie hören ihre Eltern über die MacGintys und die Ginsbergs reden, und sie können anfangen zu denken, daß es etwas Schlimmes ist, Katholik oder Jude zu sein. Sie kämen nicht auf diese Ideen, wenn sie es dort nicht hören würden". SEINE ERSTEN AUFNAHMEN: Seine ersten künstlerischen Schritte fanden im Institut Demarest statt. Immer wenn es einen Tanzabend oder irgend eine besondere Gelegenheit gab, für die man eine Livekapelle brauchte, war es Frank, den man zum Singen einlud. Er war immer noch ein Kind, als er anfing Platten zu sammeln und die Wände seines Zimmers mit Fotografien der bekanntesten Sänger zu dekorieren. Anfang der dreißiger Jahre, als Bing Crosby im Radio den "Schnulzenstil" populär machte, wurde dieser zu seinem ersten Idol, das er bei allen Zusammenkünften der Familie imitierte. Ein Anlaß zum Kummer für seine Eltern war seine Entscheidung, die Schule zu verlassen, als er kaum 17 Jahre alt war. Seine üppige Freizeit verbrachte er zu Hause mit dem Singen, und an den Freitag- und Samstagabenden ging er in die Nachtclubs der Stadt, um seine Fähigkeiten zu zeigen. Sein Vater hatte andere Pläne, um den jungen Frank vom Herumlungern abzuhalten, und so verschaffte er ihm einen Posten als Laufbursche in der Lokalzeitung "The Jersey Journal". Allmählich stieg er auf, bis er anfing, über Sport zu schreiben. Das war jedoch nicht, was der junge Sinatra anstrebte, der entschlossen war, seiner Berufung als Sänger zu folgen. Sinatra fing sofort an zu singen, um seinem Vater zu beweisen, daß seine Absichten ernst waren, und bald wurde er in den Bars und Clubs von Hoboken bekannt, bis ihm 1935 einer der zahlreichen Radiowettbewerbe, die während eines guten Teils des Jahrhunderts viele der Namen bekanntmachten, die heute Bestandteil der Sanggeschichte sind, als erstes Sprungbrett seiner Karriere diente. Es handelte sich um "Major Bowes Amateur Hour" und dort traf er mit einem Gesangstrio zusammen, mit dem ihn der Schirmherr des Programms vereinigte. Seine Verbindung mit dem Trio war etwas zufällig und war nicht was Frank vorgezogen hätte, aber zweifellos war es eine glückliche Entscheidung, denn das kürzlich entstandene Quartett, die dafür den Namen The Hoboken Four (Die Vier von Hoboken) erhielten, paßte sich sofort diesem Umstand an und gewann den ersten Preis. Als Ergebnis dieses Erfolges ging das Quartett auf eine Tournee mit der Wandershow von Major Bowes. Zusätzlich gaben sie ab und zu Konzerte in Clubs und Radiosendern. Einige dieser Lokale, die sie besuchten, wie das Rustic Cabin, verlangten wenige Monate später wieder nach den Diensten Franks. Die Anfänge waren jedoch deshalb nicht minder hart. Enttäuscht von seiner ersten Erfahrung als Halbprofi, bei der er verschiedene Staaten bereist hatte, verließ Frank das Quartett und kehrte nach Hoboken zurück. Ein weiteres Mal war es eine gute Entscheidung. Im Jahre 1938 sang Frank schon in verschiedenen Shows von einem halben Dutzend Radiosendern, und obwohl er begann, die Bewunderung bei einer guten Anzahl von Hörern zu verursachen, war er noch nicht das große Idol der amerikanischen Jugend, in das er sich rasch verwandeln sollte. Manchmal bekam er die Unkosten ersetzt, aber bei anderen Gelegenheiten erhielt er nichts. Die Erfahrung und vor allem die Gelegenheit bekannt zu werden waren wichtig, um im Amerika des New Deal von Roosevelt, das immer noch dabei war, sich von dem tragischen "crack" der New Yorker Börse von 1929 zu erholen, ein Echo zu finden.Auf alle Fälle hatte Frank jemanden, mit dem er die Härte dieser Momente teilen konnte. Ein Jahr später, am 4. Februar 1939 sollte er Nancy Barbato heiraten, das Mädchen mit dem er seine Träume vom Ruhm geteilt hatte, als er noch ein junger Bursche war, der nicht aus Hoboken herausgekommen war. Sie drängte ihn dazu, eine Arbeit als Zeremonienmeister und gelegentlicher Sänger in einer Landstraßenbar, dem Rustic Cabin in Englewood, mit einem Gehalt von 15 Dollar in der Woche, anzunehmen. Und als ob es sich um einen Talisman gehandelt hätte, bekam Frank kurz nach der Hochzeit eine neue Gelegenheit. Zuerst verschlechterten sich die Dinge: Er wurde in der Bar entlassen und entschied sich zur Zeitung zurückzukehren, aber nur wenige Tage vor seinem Abschied aus dem Rustic Cabin, hörte ihn in diesem Lokal Harry James, ehemaliger Trompeter in der Band von Benny Goodman. Nie hätte sich James vorgestellt, daß von seiner Entscheidung, Sinatra in seine Band einzugliedern, die Zukunft eines Mannes abhängen würde, der dazu berufen war, einen Oscar als Schauspieler zu gewinnen und als Sänger Rekorde in den offiziellen Hitparaden zu brechen. Harry James hatte gerade seine eigene "Big Band" gegründet und benötigte einen Sänger mit Persönlichkeit und Stil, Entschlossenheit und Selbstvertrauen und einem starken Ich und wußte alle diese Qualitäten in der Art wie Sinatra sang zu entdecken. Der Vertrag war für zwei Jahre und über 75 Dollar in der Woche, aber seine Verbindung sollte nicht lange dauern. Die ruhmreichen Jahre und das Entstehen seines berühmten Beinamens "Die Stimme" sollten nicht auf sich warten lassen. Sein erster Auftritt im Zuge seiner neuen Arbeit fand im Hippodrom von Baltimore statt. James wusste, dass er einen Sänger mit unwiderstehlichem Talent vor sich hatte, und so erkannte er es in einigen Interviews in dieser Zeit an: "Sein Name ist Sinatra und er hält sich für den größten Sänger im Showbusiness. Merk es dir gut!. Noch weiß niemand von ihm, noch hat er eine Platte aufgenommen, und er sieht sogar aus wie ein abgerissener Armer, aber er sagt, er sei der Größte". Zwischen 1939 und 1940 nahm Sinatra mehrere Platten auf, die erste von ihnen "From the bottom of my heart" und "Melancholy mood" mit Harry James, und die ersten Anhänger tauchten auf. Nach kurzer Zeit erreichte ihn ein verführerisches Angebot von Tommy Dorsey, der in diesem Moment Leiter einer der populärsten Swingbands der Epoche war. Es waren nur sechs Monate seit der Unterzeichnung des Zweijahresvertrages mit James vergangen, aber dieser war, trotz des Bewußtseins, daß er eine potentielle Goldmine ziehen ließ, ein großzügiger Mensch. Er wollte den ernstzunehmenden Fortschritt, der sich der Karriere des jungen Sängers in diesem Moment anbot, nicht behindern. Es sollte auch nicht lange dauern bis er Vater wurde: Am 8. Juni 1940, fünf Monate nach der Eingliederung Franks in die Band von Tommy Dorsey, wurde Nancy Sinatra geboren. SEINE ERSTEN ERFOLGE: Obwohl die Presse in den ersten Momenten seiner artistischen Laufbahn nicht anwesend war, weder als er seinen ersten Preis mit The Hoboken Four gewann, noch bei seiner Hochzeit mit Nancy Barbato, musste sich Frank schnell an den Druck und den Ansturm, den die Medien auf sein Leben seit Anfang der 40er Jahre ausübten, gewöhnen. Eines der auffallendsten Merkmale seiner "Persönlichkeit", das sich schon als Kind gezeigt hatte, nämlich seine Geschicklichkeit mit den Fäusten, sollte bald an die Öffentlichkeit dringen. Die erste der in den nächsten Jahren folgenden Auseinandersetzungen, welche die Medien an das Licht der Öffentlichkeit bringen sollten, fand während eines Cocktails von Dorsey statt. In dessen Verlauf beleidigten drei Betrunkene ihren Gastgeber mit bestimmten verleumderischen Bemerkungen. Frank fackelte nicht lange und beendete das Gerede mit je einem Faustschlag, welche die drei Tölpel zu Boden schickten, während die anwesenden Presseleute eifrig Notizen machten. Diese Episode, eine einfache Anekdote, genügte, um ihm eine Art Unsterblichkeit zu verleihen, die er ebenso durch seine anderen künstlerischen Verdienste erlangt hätte. Das Ereignis wurde von der Presse beträchtlich aufgebauscht, obwohl sie seine Beweggründe nicht erläuterten. Das Wichtigste war, hervorzuheben, dass der Sänger mit dem zerbrechlichen Aussehen ein starkes Temperament und Muskeln zu diesem Zweck besass. Tommy Dorsey war sich der riesigen Gelegenheit bewußt, die er dem jungen Frank bot, als er ihn in seine Band aufnahm, aber nach kurzer Zeit wendete sich das Blatt und es war Frank, der seiner Formation ein zusätzliches Ansehen verschaffte. Sein Werbebeauftragter Bullets Durgom bestätigte ihm, was er schon wusste, in dem er hinzufügte, dass die Diskjockeys nur wissen wollten, ob auf den Platten des Orchesters Frank sang oder nicht. Die übrigen Bandmitglieder sahen das beeindruckende Charisma ihres Sängers mit Sorge und Eifersucht. Überall wo sie spielten, hörten die Paare auf zu tanzen und näherten sich der Bühne, um Frank singen zu sehen. Als Ergebnis dieser und anderer Vorfälle dauerten die Animositäten zwischen Sinatra und den Musikern an, so lange er bei Dorsey blieb. Jahre später jedoch, als Rich seine eigene Band gründete, konnte er mit der finanziellen Unterstützung Sinatras rechnen. Obwohl er eine außergewöhnlich sichere Stellung und ein gutes Gehalt bei der Band Tommy Dorseys hatte, begriff Frank, dass es der Moment war, eine Solokarriere zu starten. Die Popularität, die er beim anderen Geschlecht, trotz seiner verletzlich aussehenden und wenig "heldenhaften" Erscheinung, oder vielleicht gerade deswegen, liessen ihn an die Möglichkeit denken, die "Big Band" im September 1942 zu verlassen. Bald darauf nahm er zwei Platten unter der Regie Axel Stordahls auf und sehr schnell erhielt er ein Angebot von Manie Sacks, sich Columbia Records anzuschließen. Bei dieser Gelegenheit sollte es nicht so einfach sein, seine Freiheit zu erlangen, wie damals als er die Firma von Henry James verließ. Tommy Dorsey war neben seinem musikalischen Genie ein harter Verhandler, der den jungen Sänger ziemlich unter Druck setzen würde, da er auf die Erfüllung der noch verbleibenden Hälfte des Fünfjahresvertrages bestand. Wie damals bestätigt wurde, bekam Dorsey ein Drittel der Einkünfte Franks während der restlichen Vertragsdauer und sein Rechtsberater Leonard Vannerson erhielt zusätzliche zehn Prozent. Tommy Dorsey zu verlassen war ein waghalsiger Schritt, aber in kurzer Zeit stellte er sich als richtig heraus. Sinatra wurde zum Idol von tausenden junger Mädchen, die seine Konzerte füllten, während seine aufeinanderfolgenden Platten sich gegenseitig die obersten Plätze in den Hitlisten wegnahmen. Seine Kinokarriere sollte ihn schliesslich auf den Gipfel der Welt des Showgeschäfts bringen. Anfang der 40er Jahre war Sinatra schon in verschiedenen Filmen der "Big Band" von 9Dorsey als Sänger aufgetreten, aber Mitte des Jahrzehnts war er die Hauptattraktion in einigen Filme, in denen er als singender Schauspieler mitwirkte. Es waren keine denkwürdigen Streifen, aber sie folgten mit Regelmässigkeit aufeinander: "Higher and higher" (1944), "Anchors aweigh" (1945), "It happened in Brooklyn" (1947), "The kissing bandit" (1948), und "Double dynamite" (1951). Anfang der 50er Jahre drohte eine leichte Spur von Zweifel über seine Person hereinzubrechen. Es schien, dass sowohl seine bisherige Kinolaufbahn als auch seine musikalische an ihr Ende gekommen wären. Während dieser Zeit setzte die CBS sein Fernsehprogramm ab, und er erlitt eine schwere Halsblutung, die seine Stimme schwer in Mitleidenschaft zog, während seine Facette als Schauspieler die Nachwirkungen des schlechten Materials, das man ihm anbot und das er annahm, zu spüren bekam. Trotzdem war es diese Seite seiner Karriere, die zuerst wiederauflebte, als er die Rolle des Angelo Maggio in "Von hier zur Ewigkeit" spielte, und für die er den Oscar für die beste Nebenrolle erhielt. Nach dem Bestehen dieser schweren Probe sollte Sinatra voll als ernsthafter Schauspieler anerkannt werden, auch wenn man ihm keine gleichwertige Rolle gab, oder er nicht dasselbe Niveau bei seiner Darstellung erreichen sollte. Sinatra drehte weiterhin Filme im allgemeinen ausschliesslich als Schauspieler, obwohl gelegentlich die Möglichkeit auftauchte ein Musical zu drehen, wo er häufig mit seinen Freunden Dean Martin und Sammy Davis Jr. und mit seinem Jugendidol, das er in der Zeit im Rustic Cabin nachahmte, dem legendären Bing Crosby, zusammentraf. Unter den ersten ragen "Der Mann mit dem goldenen Arm" (1955) -eine Darstellung, die der Qualität seiner Rolle als Angelo Maggio gleichkam- "Johnny Concho" (1956), "Kings go forth" (1958), "A hole in the head" (1959), "The Manchurian candidate" (1962), "Robin and the 7 hoods" (1964), "Tony Rome" (1967), und "The detective" (1968) heraus. Seine Musicals schlossen "Guys and dolls" (1955), "High society" (1956) und "Can can" (1960) ein. Später trat er in einer Fernsehserie "Contract on Cherry Street" (1977) und in "The first deadly sin" (1980)auf. Kurz nach dem Erfolg von "Von hier zur Ewigkeit", der ihn wieder ins vorderste Rampenlicht rückte, nahm Sinatra wieder Platten auf. Bis zu diesem Moment hatte der "Rohdiamant", den Harry James im Rustic Cabin entdeckt hatte, für Columbia aufgenommen, aber auf Grund bestimmter Änderungen der internen Politik der Firma unterschrieb Sinatra bei Capitol Records. Die erste Aufnahme, die stattfand, wurde von Axel Stordahl arrangiert und geleitet, den Sinatra aus der Zeit mit der "Big Band" von Tommy Dorsey kannte. Die nächste Aufnahme wurde jedoch unter der Mitarbeit von Nelson Riddle, der früher mit Nat "King" Cole gearbeitet hatte und zwar mit Ergebnissen, die Sinatra tief beeindruckt hatten, durchgeführt. Tatsächlich besagten die Gerüchte, die damals auftauchten, dass Sinatra bei der Unterschrift für Capitol auf der Zusammenarbeit mit Riddle bestanden habe. SEINE GROSSEN JAHRE: Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Nelson Riddle war, daß sich die Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf Sinatra als Sänger richtete, der während der 40er Jahre klassische Alben hervorbrachte wie "Songs for young lovers", "This is Sinatra", "A swingin'affair", "Come fly with me", "Swing easy", "In the wee small hours", und das außergewöhnliche "Songs for swingin'lovers". Es sind Alben, dievoll von heute klassischen Themen sind, die sich in einen Teil des Repertoires zahlreicher Sänger verwandelt haben, ohne jedoch die Meisterschaft Sinatras zu erreichen und ohne sie jemals zu übertreffen. Die Zusammenarbeit zwischen Sinatra und Riddle war außergewöhnlich positiv. Beide waren sich des Talents ihres "Gegenübers" bewußt, und die Fachkritik lobte die Arbeit von Riddle, der jedoch seinem Talent kritisch gegenüberstand, indem er erklärte, daß es "das enorme Talent" des Sängers sei, daß sie "beide auf den Gipfel gebracht hatte". Trotz der Bescheidenheit von Riddle bestehen wenige Zweifel darüber, das er es war, der die jazzige Sensibilität Sinatras hervorrief und dazu verhalf, die entspannte und überaus heitere Atmosphäre zu schaffen, durch die sich ihre gemeinsame Arbeit auszeichnete. Harry James konnte sich kaum vorstellen, daß der "Rohdiamant", den er im Rustic Cabin entdeckt hatte, dazu bestimmt war, Verkaufsrekorde zu schlagen. Die ältesten und jüngsten Fans haben hunderttausende seiner Platten gekauft, von denen mehrere den ersten Platz in den Listen der angesehenen nordamerikanischen Zeitschrift Billboard erreichten, die international als die einzig vertrauenswürdigen und als wirklich offiziell für den angelsächsischen Markt angesehen wurden. Sein.Album des Jahres 1955 "In the wee small hours" hielt sich in ihnen über 29 Wochen und kam auf Platz zwei. Im folgenden Jahr erreichte "Songs for swingin'lovers" die gleiche Position, hielt sich aber mehr als ein Jahr, konkret 66 Wochen, in den Listen. "Come fly with me", 1956 veröffentlicht, verbrachte auch mehr als ein Jahr in ihnen und erreichte dabei den ersten Platz, genauso wie "Only the lonely" auch von 1958, das zwei Jahre, 120 Wochen, in den Listen verblieb, und "Nice 'n' easy" aus dem Jahre 1960 mit einer Verweildauer von 86 Wochen oder "Strangers in the night", veröffentlicht 1966, mit 73 Wochen in den Listen. Der Titelsong dieses letzten Albums erreichte auch den ersten Platz in den Singlelisten, genauso wie "Something stupid", das im folgenden Jahr erschien und in dem "Die Stimme" mit seiner Tochter Nancy im Duett sang SEIN ABSCHIED: Die Ankündigung seines "ersten Abschieds" ereignete sich Mitte Juni 1971 und Sinatra bestätigte sie in einem langen Interview in der Zeitschrift "Life", weswegen er auf dem Titelbild erschien. Sein erster Abschied fand auf einer Wohltätigkeitsgala im Dorothy Chandler Pavillon in Los Angeles statt. Durch enormen Druck der Öffentlichkeit, an der sich sogar der damalige Präsident Nixon beteiligte, liess sich Sinatra zum erstenmal zu einem Comeback überreden. Doch seit den 70er Jahren hat sich seine angenehme Baritonstimme in eine verschwommene Nachahmung davon, was sie einmal war, verwandelt. Trotzdem blieb Sinatra standhaft und passte sich den Veränderungen seiner Stimme an. Er bot denkwürdige Interpretationen vieler seiner Lieblingslieder. In diesen Jahren des Niedergangs war er besonders effektiv bei den mittleren Takten, die er immer am liebsten mochte und die im Laufe der Zeit unvermeidliche Verschlechterung der Stimme verbargen. Während seine musikalischen Darbietungen immer einen Vorwand fanden, um ihn auf dem Gipfel zu halten, wo er von bekannten Namen begleitet wurde, erlitt seine Kinokarriere einen fast endgültigen Stillstand, da er seitdem nur in vier Filmen zweifelhafter Qualität mitgewirkt hat: "That's entertainment!" (1974), "Contract of Cherry Street" (1977), dieser letzte für das Fernsehen, "The first deadly sin" (1980) und "Cannonball II" (1983), in denen er wieder mit den alten Mitgliedern des "Klan" Dean Martin, Shirley MacLaine und Sammy Davis Jr. zusammenarbeitete. Im Laufe der 80er und 90er Jahre hat Sinatra trotz seines fortgeschrittenen Alters eine frenetische Aktivität für einen "Pensionisten" entwickelt. Wenn man jedoch eine Bewertung seines Lebens abgeben soll, ist weder das Geld oder die Verehrung seiner Fans, noch die unregelmässige Qualität seiner Kinolaufbahn oder die Ungewissheiten, die seine Lebensform umgeben und die verschiedenen Anlässe zur persönlichen Kritik das Ausschlaggebende. Das wirklich Wichtige ist, dass er mit seiner Behandlung der Klassiker des Grossen Nordamerikanischen Liederbuchs auf eine einzigartige und aussergewöhnliche Weise dazu beigetragen hat, dass die populäre Musik des 20. Jahrhunderts das wurde, was sie heute ist. Nach allem hat sich Sinatra durch seine Hingabe und seiner unbestreitbaren Liebe zu den Liedern, die er interpretiert, in den grössten Vertreter einer Musikform verwandelt, aus der er ein Kunstwerk gemacht hat. Im "Observer" von Hoboken, bei dem er als Junge arbeitete, schrieb der Musikkritiker Benny Green, der irrtümlicherweise dachte, sein endgültiger Rückzug stehe unmittelbar bevor: "Was wenige Personen ausser den Musikern beurteilen konnten, ist, dass er nicht nur der beste populäre Sänger seiner Generation ist, sondern auch der Gipfelpunkt eines Entwicklungsprozesses, der die Kunst verfeinert hat, Worte zu interpretieren, die mit einer Musik verbunden sind. Es besteht nicht einmal die entfernteste Möglichkeit, dass er einen Nachfolger findet. Sinatra ist das Ergebnis der Verbindung einer Reihe von historischen Umständen, die sich nie wieder wiederholen können". Sinatra selbst hat sich öffentlich nie so lobend über seine Arbeit geäussert, sondern er hat sich statt dessen immer einfach als "Barsänger" bezeichnet. Im Grunde seines Herzens musste Sinatra jedoch wissen, dass das Urteil Benny Greens am zutreffendsten ist, und so werden sich die unzähligen Millionen Fans auf der ganzen Welt an ihn erinnern. Am 14. Mai 1998 starb Frank Sinatra im Alter von 82 Jahren an einem Herzversagen