Sehr geehrter Herr Herbst...

Ich hatte heute das Vergnügen, Sie vom Zug aus eine ganze Weile bei der Arbeit beobachten zu können. Hiermit möchte ich Ihnen meine Hochachtung für Ihr Schaffen ausdrücken.

Obwohl es mir bekannt ist, dass Sie sich nicht als in Konkurrenz, sondern höchstens als in freundlichem Wettstreit mit ihren drei Kollegen betrachten, will ich nicht verheimlichen, dass Ihre Kunst mir die liebste ist. Sie bereiten ein wunderbares Farbenbouquet, ohne über die Stränge zu schlagen, ohne eine solch spektakuläre Inszenierung bemühen zu müssen, dass man sie effekthascherisch nennen müsste. Bei allem Bedacht darauf, ästhetisch ansprechende Bilder zu entwerfen, scheuen Sie nicht davor zurück, auch Schattenseiten anzutönen, blenden nichts aus, selbst wenn es verstörend wirken könnte.

Manche Kritiker werfen Ihnen einen Hang zu übertriebenem Kitsch vor, und nehmen Ihnen darüberhinaus den mitunter etwas frostigen Wind und die glitschigen, nassen Blätter übel. Ganz von der Hand zu weisen, ich will ehrlich sein, sind solche Einwände ja nicht. Aber ich glaube auch feststellen zu dürfen, dass wir alle uns inzwischen so sehr auch an diese Dinge gewöhnt haben, dass sie beinahe schon dazugehören.

In diesem Sinne hoffe ich, auch weiterhin Ihre Arbeiten bewundern zu dürfen und wünsche auch in Zukunft frohes, ungestörtes Schaffen.

Moritz Gerber, der Ihrige

P.S.: Haben Sie eigentlich schon eine Internet-Seite?

(c) Moritz Gerber