Der Denker

Hallo.
Der Höflichkeit wegen stelle ich mich vor:
mein Name ist Moritz Gerber.
Tut aber eigentlich nichts zur Sache,
vor lauter Handles, Nicknames und anderem Kram weiss man ja am Internet eh' nicht mehr, mit wem man es zu tun hat
- und es ist meist auch egal.
"Der Denker" heisst die Überschrift dieser Page.
Das soll eine Anspielung sein, auf so 'ne Skulptur, von Rodin glaube ich.
Oder einem, der ähnlich heisst, ich hab' da oft Mühe mit.
Aber das ist - und ich benutze das Wort ungern schon wieder (sorry!) - eigentlich auch 'egal'.
Es ist nur eben schwer, einen Namen für eine Page zu finden.
Meine andere, "richtige" Page z.B. heisst "Der Moge"...
Weil ich MOritz GErber heisse... "Der Moge" - eine richtige Scheissidee!
Aber so geht's!
Wegen dem "egal":
man hört und liest ja oft, die Jugend heutzutage sei die "Null-Bock-Generation".
Die Generation, der alles "egal" sei!
Da ich ja auch erst 21 Jahre alt bin, fühle ich mich immer gemeint, wenn jemand von der "Generation X" spricht.
Dabei ist mir überhaut nichts egal! Echt!
Viel zu wenige Dinge sind mir egal! Alles ist mir irgendwie nicht egal -
und wenn einem so viele Dinge nicht am Arsch vorbeigehen, kann es an die Nerven gehen.
Das Klima, die Arbeitslosigkeit, die sich ausbreitende Armut - ist mir alles nicht egal.
Und jetzt Standartsatz (hilft nie!): "Aber was kann ich schon tun?!"
Aber ich muss aufpassen, dass nicht alle 'wegzappen'.
Obwohl man im Netz ja gar nicht zappt, sondern surft.
Dann eben dass nicht alle weitersurfen. Wegen der Einschaltquote und so, d.h. der Mitlesequote eigentlich.
Viele sind bestimmt schon abgehauen, als sie das Layout dieser Page gesehen haben.
Todlangewilig.
Da hat sich's einer ganz einfach gemacht.
Will sich wohl wichtigmachen.
Und dann der Titel, der eben schon erwähnte so schwer zu wählende Titel...
"Der Denker"
Da surfen gleich nochmal 50% der Leser weiter.
Dabei will ich gar nicht auf allzu hohem Niveau denken.
Nur ganz einfache Gedanken. Z.B. zum Thema:
"Das Wort 'egal'" ".
Hab' ich ja eben gemacht.
Denken kann man es kaum mehr nennen. Oder zumindest sollte man erwähnen, dass es
unreflektiertes Denken
ist.
Von der Hand in den Mund sozusagen,
vom Gehirn direkt auf die Page!
Das spart viel Mühe, gebe ich zu. Ob's dann jemanden interessiert ist die andere Frage.
Nachmittags-Talkshows interessieren aber scheinbar jeden.
Dann müsste ich die Page vielleicht in "Moritz Gerber" unbenennen und Gäste einladen...
Die scheinen auch Probleme bei der Wahl eines Titels zu haben, diese TV-Leute.
"Arabella"
"Fliege"
"Hans Meiser"
...(was gibt's denn noch?)
Super-originell jedenfalls.
Da bin ich auf meine Variante "Der Moge" fast noch stolz!
Aber eben, zurück zum Denken. Auch in seiner niederen, beinahe unbewussten Art ist es oft beinahe verpönt.
Zum Beispiel: ich sass einmal neben einer Klassenkollegin im Bus. Beide wussten wir:
Jetzt war Small-Talk gefragt,
oder wir würden beide die ganze Fahrt lang betreten schweigen müssen.
Dann sprachen wir wohl kurz übers Wetter oder so.
Schliesslich gestand ich ihr, wie ungern ich diesen Small-Talk mag.
Ich rechnete ihr vor, wieviele Worte schon alleine in "unserem" Small-Talk benutzt worden waren.
Und wieviele im ganzen Bus.
Dann multiplizierte ich das mit der geschätzten Anzahl Busse in Bern (da wohne ich!),
dies mit der geschätzten Anzahl bern-grosser Städte auf der Welt.
Sagen wir mal, es ergab geschätzte 239'532'134 Worte.
Und ich fragte sie:
"Ist es nicht Wahnsinn, dass in diesem Moment auf der ganzen Welt geschätzte
239'532'134
Worte sinnlos für inhaltslosen Small-Talk verschwendet werden?!?"
Ihre Antwort:
"Wer sich so etwas überlegen kann, hat wohl zuviel Zeit!"
...
Naja, das habe ich vielleicht wirklich.
Aber man sollte sich doch ab und zu die Zeit nehmen
(dürfen),
ein wenig zu überlegen.
Übrigens ist mir diese Kollegin nicht so unsympathisch, wie es jetzt hier erscheint.
Dies nur, falls sie gerade mitliest und sich an das Gespräch erinnert.
Was sie beides mit 99%iger Sicherheit nicht tut, aber egal.
Scheisse, schon wieder dieses "egal"... ich werde versuchen, ohne es auszukommen!
Ehrlich!
Was ich schon etliche (27) Zeilen weiter oben kurz anmerken wollte:
das Wort "eben" ist ein besonders interessantes Wort.
Ein Freund aus Japan - Kengo heisst er -
war sehr fasziniert von dem Wort "eben".
Wenn man z.B. über etwas gesprochen hat, und dann abschweift und über andere Dinge spricht,
dann kann man Minuten, im Extremfall Stunden später
einfach sagen: "Eben, was ich sagen wollte, ..."
und man hat an das erste Thema angeknüpft!
Genial!
Auch in Fällen wie:
"Eben deshalb!",
"Eben, habe ich schon immer gewusst!" &
"Eben nicht!"
hat dieses Wort eine sehr nützliche Funktion. Und ist praktisch unübersetzbar.
Das finde ich sowieso sehr interessant:
unübersetzbare Wörter!
Da haben manche Sprachen einfach irgendwelche Spezialmutationen,
mit denen die Leute dann geheimnisvolle Sachen ausdrücken können,
die anderssprachigen Leuten völlig unbekannt sind.
Komisch, aber interessant.
Das japanische Wort
'nastukashii'
(spricht sich: "NAZUKASCHII")
zum Beispiel bedeutet:
"..."
Da gibt's jetzt eben kein deutsches Wort dafür, tut mir leid!
Ich könnte es natürlich zu erklären versuchen,
gerade weil es ein sehr schönes Wort ist.
Aber vielleicht später mal!
Wie spät ist es eigentlich?
20:57
Bei ihnen natürlich nicht, sie lesen diesen Text ja irgendwann und
irgendwo.
(Ich schreibe "ihnen" und "sie" klein -
neue Rechtschreibung!
Die find' ich zwar Scheisse.)
Eben (!!!), ich fragte gerade eben (!!),
wie spät es sei.
Man fragt nämlich immer:
"Wie spät ist es?"
Nie:
"Wie früh ist es?"
Oder:
"Wie 'gerade richtig' ist es?"
Immer ist es "spät"!
Um 01:34 Uhr ist es spät
Um 23:56 ist es auch spät
Um 34:87 wäre es auch spät,
wenn es diese Zeit überhaupt gäbe.
Dieses "Wie spät ist es?" ist eben auch ein Phänomen der deutschen Sprache.
Und deshalb werde ich das Thema gleich fallenlassen -
denn das ist schon der zweite Gedankengang in Folge zum Thema "Sprache"!
Und ich darf nicht zu lange bei ähnlichen Themen bleiben!
(Sie wissen: Lesequote!)
Alles muss schnell zappen, ändern, weiter, schneller und so.
Das wird immer auf hundserbärmliche Weise von
Künstlern und Kabarettisten und solchen Leuten parodiert und kritisiert;
"Ach! Unsere Welt ist so schnelllebig geworden, ach!"
Haben sie gesehen: schnelllebig mit drei "l" - auch die neue Rechtschreibung!
Die ich nicht gut finde!
Und auch ein Gedanke zur Sprache!
Also pfui! Neues Thema!
Ich finde es gar nicht so schlimm, öfter das Thema ändern zu müssen.
Wenn ich in der Stadt spatziere (spaziere?),
denke ich auch immer was Neues.
Gerade eben war's noch:
"Dem Bettler hätte ich 'was geben sollen..."
Und plötzlich sind meine Gedanken erfüllt von:
"Das war ja eben eine krass geile Biene!"
Obwohl: das Wort "Biene" benutze ich nie, auch in Gedanken nicht.
Es eignete sich nur gerade gut für den Text.
Eine gute Bezeichnung für tolle Frauen finde ich:
"Schabe"
Aber das könnte Dialekt sein -
man spricht in der Schweiz ja nicht Hochdeutsch.
Oder auch einfach:
"Eine geile Frau!"
Aber das will ich jetzt nicht vertiefen.
Das Niveau will ich ja nicht künstlich hochhalten.
Und Frauen sind zugegebenermassen etwas, woran ich
und man
und Mann
oft denke bzw. denkt.
Aber - und da muss ich vielleicht manche Leserin enttäuschen -
doch nicht ganz das einzige.
Wer jetzt denkt (schon wieder das Denken... kommt eben doch ziemlich oft vor!),
ich sei abgeschweift,
der hat recht.
Aber das Abschweifen ist ja der eigentliche Sinn dieses Textes, dieser Page.
Wie schon erwähnt denke ich eben einfach direkt in die Tastatur,
denke direkt ins Netz.
Wie ich das dann weiterhin gestalten will,
das ist noch ziemlich offen.
Vielleicht füge ich einfach jeden Tag eine handvoll Zeilen hinzu.
Und teile das dem Leser nicht einmal mit.
Vielleicht mache ich kleine Anmerkungen, so dass man weiss, wo wieviel Zeit vergangen ist.
Ein Beispiel (also gilt das jetzt nicht, nur ein Beispiel, ok?!):
Montag, der 23.11.98:
Aber das unterbricht irgendwie den Fluss des Textes.
Die grössere Gefahr droht, wenn der Fluss der Gedanken unterbrochen wird.
Den Text kann man ja im Nachhinein zurechtbasteln,
aber wenn erst mal die Gedanken abreissen...
Zum Glück denkt man ja ständig.
Ich zumindest.
Und das schreibe ich jetzt nicht, um mich zu protzen!
Was ich meine, ist einfach, dass ich ein krankhafter Denker bin.
Vielleicht geht es allen anderen Menschen auch so,
und ich weiss es nur nicht.
Aber ich befürchte, dass nur wenige so in ihren
Gedanken verfangen sind wie ich.
Kürzlich sah ich z.B. einen Einäugigen an mir vorbeigehen.
Schon als ich ihn in der Ferne erblickt hatte, begann ich zu überlegen:
"Soll ich ihn ansehen? Oder wäre das peinlich?"
"Und wenn ich ihn ansehe - soll ich nur in das heile Auge gucken?"
"Oder besser so tun, als guckte ich auch in das andere,
das unter einer Klappe verborgen ist?"
"Gibt es überhaupt einen Unterschied darin, wie man
einem Einäugigen
und einem Zweiäugigen
in die Augen (bzw. das Auge) schaut?"
"Oder sehe ich ihn besser gar nicht an?"
Vor lauter solchen Überlegungen kann ich manchmal kaum mehr
gerade gehen.
Gerade gehen und viel denken
ist halt schwerer als nur
gerade gehen.
Ich weiss, das Beispiel mit dem Einäugigen ist verwirrend.
Ich will nur zeigen, dass ich eben aufgrund jedes Menschen, jedes Dinges, jedes Wortes
unwillkürlich lange Gedankenstränge zu denken beginne.
Was eben enorm lästig sein kann
(und ist).
Man könnte dam ganzen Phänomen einfach den Stempel
"Komplex"
draufhauen.
"Haste Komplexe oder was?!"
Aber das wäre wohl zu einfach,
da ich das Nachdenken oft auch ganz gut finde.
Sonst hätte ja die Kollegin aus dem Bus (erinnern sie sich)
recht gehabt.
Nein, Denken ist schon in Ordnung.
Konfuzius wurde einmal gefragt:
(und das ist jetzt kein Witz - ich weiss,
dass der Name Konfuzius oft für irgendwelchen Quatsch mnissbraucht wird!)
"Dein Schüler [Irgendeinname] denkt jedesmal, wenn er etwas gefragt wird,
dreimal nach,
bevor er antwortet. Findet ihr das gut?"
Und Konfuzius antwortete:
"Zweimal genügt!"
Tolle,
richtiggehend
geile
Antwort,
oder?
Übrigens: wie liest es sich so
v
e
r
t
i
k
s
l
?
Geht auf den Geist, nicht?
Beim Schreiben merkt man natürlich nicht viel.
Ich haue eben öfters auf die "Enter"-Taste als sonst,
aber sonst...
(Autsch: zweimal "sonst" im selben Satz...
das tut beim Lesen mächtig weh!)
Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat vor kurzem
eine Spezial ihres "Zeit-Magazins"
herausgegeben.
Gestaltet wurde dieses Spezial von irgendwelchen Internet-Künstlern.
Die wollten "die neue Art des Lesens" aufs Papier bringen.
Haben die Bilder und den Text getrennt gedruckt!
Und soviel ich weiss
keine Überschriften für die Texte gemacht, keine Gross- und Kleinschreibung!
Das Spezial selbst habe ich nicht gesehen, aber Leserbriefe dazu.
Die Leser waren richtig angeschissen!
Hatten auch recht, wer will schon trockenen Text ohne Bilder in einem Magazin?
Weshalb ich das erwähne?
Weil dieser Text ja auch etwas... unkonventionell/nervtötend gestaltet ist.
Und ich deshalb jeden Verdacht, ein
selbstverliebter Künstler mit Neigung zur Abstraktion
zu sein, weit von mir schieben will!
Es tut mir ja auch leid, wenn die Leser dieses Layout unbequem finden.
Ehrlich!
Aber es eignet sich irgendwie für meine Zwecke doch am besten!
Obwohl man sich fragen kann:
was sind meine Zwecke überhaupt?
Ich könnte diese Page einfach "Kunst" nennen,
dann wäre so ziemlich alles erlaubt!
Ich erinnere mich zwar nicht daran, wie Kunst definiert ist,
aber wenn jemand sagt:
"Das ist Kunst!",
dann kann ihm ja wohl keiner wiedersprechen!
Dennoch... Kunst, die nur der
'Selbstbefriedigung'
des Künstlers dient finde ich unakeptabel.
Ok, jede Kunst tut das irgendwie,
aber manchmal unterhält sie auch.
Wenn also E und U zusammenkomman,
dann ist es i.O.
Ob dies hier der Fall ist?
Wieviele Webpages gibt es, auf denen irgendein Typ
ein paar Familienphotos und zwei, drei
lustige Sprüche verewigt und dann damit Websurfer anzulocken hofft...
Wirklich sinnlos, all die verschwendeten Bits und Bytes.
Und da macht dieser Text wohl keine Ausnahme.
Ich kann nur hoffen, dass das Lesen auch manchem Surfer Spass macht.
Selbst kann ich das nicht feststellen.
Wenn ich ganz ehrlich sein soll -
und das soll ich wohl -
dann muss ich zugeben,
dass ich mich zum grossen Teil auch mit dem Web beschäftige,
weil ich damit Geld verdienen möchte.
(irgendwann!)
Sonstige Jobs sind nicht so mein Ding.
Das klingt jetzt hochnäsig, und ist es vielleicht auch.
Aber mein grösstes Talent war eigentlich immer die Kreativität.
Und wenn ich die nicht anwenden kann,
fühle ich mich nicht befriedigt.
(Saudummes Wort -
"befriedigt"...
das kann man ja nur falsch verstehen!)
Eben:
zum Thema Kreativität:
Eine meiner ehemaligen Lehrerinnen
zwang uns Schüler
immer und immer wieder
dazu,
irgendwelche kleine Theater zu erfinden und aufzuführen.
Ich stelle mir das so vor,
dass sie jeweils am Abend zuvor vor folgende Wahl gestellt war:
"Soll ich jetzt die morgige Lektion vorbereiten?
Oder doch besser "Derrick" anschauen?
Am besten spare ich mir die Vorbereitung, und
lasse die Schüler morgen einfach
ein Theater aufführen - geniale Idee!
Derrick, ich komme!
Schatz, hol schon mal das Knabberzeug!"
Und am nächsten Tag durften wir arme Kerle
uns dann vor der Klasse lächerlich machen.
Um zum Thema zurückzukommen:
wenn diese Lehrerin uns also auftrug,
uns eine Szene auszudenken,
stand ich jedesmal mit meinen Kollegen
zitternd vor Nervosität
im Gang vor dem Klassenzimmer
und versuchte,
mir eine kurze Theaterszene auszudenken.
Zugegebenermassen konnte ich im Turnunterricht nicht schnell laufen
und war nicht gut in Geografie.
Aber es kam mir JEDESMAL
rechtzeitig ein kleines Theater in den Sinn!
Was meine Kollegen ohne mich gemacht hätten...?
weiss nicht!
Jedenfalls war und ist die Kreativität
mein wertvollstes Gut.
Aber genug der Selbstbeweihräucherung!
Ich will ja nur sagen,
dass ich wie alle anderen auch
geldgierig und moralisch unvollkommen bin.
Was für ein Coming-out!
Mir kommt dieser Text übrigens
ein bisschen wie ein
Wasserfall
vor.
Mein Schreiben und ihr Lesen
fällt stetig immer weiter nach unten,
unaufhaltsam, immerzu, fliessend,
wie ein Wasserfall eben.
Vielleicht ist der Vergleich aber auch ein bisschen unzutreffend.
Vor allem dann, wenn wie auf
den vorangegangenen paar Zeilen
der Zusammenhang verlorenzugehen droht.
Und Zusammenhang muss sein,
Kontext und so.
Der Text muss
"in sich schlüssig sein" -
so eine Floskel, die man oft hört.
Floskeln kann ich überhaupt nicht leiden.
Heute z.B. habe ich eine
Politikerin
der sozialdemokratischen Partei der Schweiz
ein Statement zur Asylfrage geben hören...
Dies ist ein Zitat(!!!):
"Wir müssen intelligente Lösungen finden,
auf Probleme, die existieren!"
(!!!!!!!!!!!!!)
"INTELLIGENTE Lösungen, auf Probleme, die EXISTIEREN..."
...
Scheisse, solche Sätze gehören verboten!
Ich weiss nämlich sehr gut,
dass wir nicht
"idiotische Lösungen"
finden müssen,
"auf Probleme, die's nicht gibt!"
Dieser Satz gehört dank seiner
absoluten Inhaltsleere
eigentlich auch auf meine andere Page,
die - erinnern sie sich noch? -
"Der Moge" heisst.
Und die aufgrund mangelnden Besucheraufkommens
bisher eher ein Privatvergnügen meinerseits ist.
Also eine Art Hobby.
Ich mag das Wort Hobby überhaupt nicht.
(Und halte eigentlich meine Page auch für keins...
nur musste ich irgendwie auf dieses Thema umlenken!)
Wenn jemand sagt, dass
dies
oder
jenes
sein "Hobby" sei, steckt er sich damit selbst in eine
Schublade.
Was normalerweise andere mit einem tun.
Man mag es ja im allgemeinen nicht, in eine Schublade gesteckt zu werden.
"Ach, du bist ein Sterber",
"Aha, da kommt so ein Computerfreak..."
"Oh nein, wieder so eine Schlampe!"
Und so weiter und so fort - Schubladen gibt's genug.
Wehsalb also sollte man sich gleich freiwillig
in eine reinsetzen?
Das Standartbeispiel - ausgelaugt - ist der Briefmarkensammler. Oder etwas moderner eben der
Computerfreak.
Manche Menschen scheinen es eben zu mögen, sich einer bestimmten Gruppe
zuordnen zu können. Nestwärme oder sowas treibt sie dazu.
Dabei kann man wirklich zum Fachidioten werden;
ich war vor kurzem auf der Spielemesse in St. Gallen...
Eine ganze Halle war dem Thema Modelleisenbahn gewidmet.
Und die Kings dieser Halle waren die Typen,
auf deren T-Shirts
"MEC Bregenz"
stand.
"Modelleisenbahnclub Bregenz"
Die hatten sogar ein Logo und x Mitglieder!
Mir taten sie irgendwie leid...
Die Vorstellung, wie diese MECler tagelang irgendwo in einem düsteren Keller in einer Seitenstrasse von Bregenz
an ihren Eisenbahnen rumbasteln,
macht mich echt depressiv.
Wobei andererseits die MECler vielleicht mich nur belächeln würden,
wenn sie sähen, wie ich stundenlang irgendein mässig intelligentes
Computerspiel spiele.
Der Unterschied ist eben nur der, dass ich mich möglichst neutral zu dieser Beschäftigung -
dem Computerspielen -
verhalte, d.h. ich laufe nicht in einem T-Shirt rum,
das jedermann "lauthals" verkündet, dass ich
dem Computergamesclub Rohrschach (CGC-R)
oder der Elektronische-Spiele-Vereinigung Bümpliz (ESVB) angehöre.
Tue ich übrigens auch nicht!
Aber wie sagen die Gäste bei "Arabella" immer:
"Jeder wo will, soll leben können wie er darf - nein, äääh, dürfen wie er möcht'!"
So tolerant bin ich eben nicht.
Ich finde Toleranz etwas Gutes!
Obwohl meine Kenntnisse beschränkt sind, glaube ich,
dass Toleranz im Mittelpunkt vieler Religionen steht.
Die sind wohl unter anderem auch deshalb entstanden;
man brauchte ein Mittel,
um die Menschen davon abzuhalten,
sich gegenseitig umzubringen, bzw. zu bestehlen, betrügen und mit harten Objekten
auf den Kopf zu hauen.
Also erfand man die Religion.
Und liess Gott, Jesus, Mohammed
oder wen auch immer
verkünden, dass
Toleranz
sehr wichtig sei!
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"
"Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!"
Mit Beispielen aus Koran und Tora kann ich gerade nicht dienen,
aber bestimmt geht es dort in die ähnliche Richtung!
Jedenfalls: Toleranz ist wohl etwas vom Zivilisiertesten, was es gibt.
Oder was es geben könnte -
es gibt es nämlich kaum!
Und ich mache da keine Ausnahme.
Immer wieder nehme ich mir vor,
toleranter zu sein.
Aber wenn man alleine ist, ist das nicht schwer!
Gestern zum Beispiel hat sich ein Freund ungeheuerlich besserwisserisch verhalten.
Und obwohl ich weiss, dass
a) immer zwei zu einem Streit gehören (also ich auch) und
b) ich tolerant sein sollte,
hatte ich grosse Mühe, ihm schliesslich das letzte Wort zu lassen.
Ich empfinde und empfand es einfach als ungerecht,
dass er seine Meinung als Schlusspunkt der Diskussion setzen konnte,
obwohl sie falsch war.
Gerechtigkeit und Toleranz...
Gegensätze?
(Ich bin übrigens froh, wieder zu so einem
relativ niveauvollen Thema gefunden zu haben.
Der Text strafte seinen Titel
"Der Denker"
auf vielen der vorherigen Zeilen wirklich lügen!)
Der berühmte Spruch:
"Ich bin tolerant gegenüber allem, nur nicht gegenüber der
Intoleranz!"
Er klingt sehr weise.
Aber wenn man ihn genau durchdenkt,
bemerkt man, dass er unter anderem folgende Aussage enthält:
"Wenn jemand mir nicht alles durchgehen lässt, akzeptiere ich das nicht!"
Wirklich, überlegen sie es sich - es stimmt!
Aber eben nur unter anderem.
Das Hauptanliegen
des Satzes
ist wohl eher,
dass man Unterlegenen gegenüber
tolerant sein soll.
Aber was heisst schon "tolerant"?
"Tolerant"
ist der vornehme Bruder von
"Gleichgültig".
Manche sehen es zumindest so.
Was ich keinesfalls unerwähnt lassen darf:
die etwas saloppe Ausdrucksweise,
die ich weiter oben im Zusammenhang mit den Religionen benutzt habe,
deutet keinesfalls [huch, 2 X "keinesfalls"] darauf hin,
dass ich etwas gegen Religionen habe!
Ich bin Religionen gegenüber zwar misstrauisch,
nichtsdestotrotz halte ich sie für ein legitimes Werkzeug des Menschen,
seinem Leben zu begegnen.
Vereinfacht gesagt:
wer mit seinem Leben und der Welt Probleme hat -
und wer hat das nicht? -
muss sich irgendwie damit auseinandersetzen.
Er kann zum Psychoanalytiker gehen,
dem "MEC Bregenz" beitreten,
sich mit Philosophie beschäftigen,
oder religiös werden.
Die Philosophie stellt die Frage nach
dem
Sinn.
Und die Religion gibt die Antwort.
Dies kann natürlich sehr gefährlich sein!
Wer eine Antwort hat, ist dem bloss Fragenden immer irgendwie voraus.
Oder glaubt zumindest, es zu sein.
Antworten sind fest, unbeweglich.
Vermutlich wurden und werden 70%
aller Kriege deshalb geführt, weil verschiedene Menschen verschiedenen Religionen angehören -
und also verschiedene Antworten für dich richtigen halten.
Wenn aber etwas richtig ist, ist etwas anderes falsch.
Das ist das Problem mit den Antworten.
Bei Fragen ist es anders.
Fragen sind immer richtig.
Aber die Religionsgründer waren vermutlich keine Dummköpfe.
Ihnen lag bestimmt das Wohl der Menschen am Herzen.
Deshalb forderten sie Toleranz.
Verdammten das Töten.
Usw.
Usf.
Wenn man religiöse Lehren mehr praktisch als absolut sehen würde, dann, ja dann...
Wer weiss?
Die Philosophie ist insofern eben weniger beliebt,
da sie anspruchsvoller ist.
Ich erzähle jetzt natürlich alte Hüte,
wenn ich schreibe, dass die Menschen sich eher für eindeutige Antworten
als für mehrdeutige Fragen interessieren.
Dabei ist doch das ganze Leben so mehrdeutig.
Nur Computer denken binär.
1
0
0
1
0
1
1
1
0
1
0
Für einen Computer mag das vielleicht "Sex" bedeuten, aber ein menschliches Wesen
sollte damit nichts anfangen.
Ja
oder
Nein.
Auch ich mag diese Klarheit, diese Einfachheit.
Es ist schwer, sich einzugestehen, dass sie nicht existent ist.
Wenn ich z.B. jemanden kennengelernt habe, mit dem ich mich schliesslich sehr gut verstehe,
und eines Tages merken wir in einer Diskussion, dass wir zu einem Thema
eine völlig unterschiedliche Meinung haben,
dann bin ich absolut verzweifelt:
"Wie kann Nicolas nur so denken?!?"
"Ich dachte, er wenigstens sähe die Welt so wie ich, und dann merke ich,
dass er diese hirnrissige Meinung vertritt!"
"Kann ich meine Freundschaft mit ihm überhaupt aufrechterhalten,
oder werde ich mich immer wieder daran erinnern,
dass er so etwas grundfalsches denkt?!?"
Ich möchte dann,
dass Nicolas ganz "Ja" ist - dass er also
mit mir überall übereinstimmt.
Von anderen möchte ich,
dass sie ganz "Nein" sind -
dass sie also ohne Zweifel
völlige Idioten
sind, mit denen sich abzugeben die Zeit zu schade ist.
Aber kaum einer der Menschen, die ich kenne,
ist
100% "Ja" oder
100% "Nein".
Wir sind eben nicht binär, unsere Antworten können also auch nicht einfach
richtig oder
falsch sein.
Deshalb bin ich Religionen gegenüber
etwas skeptisch.
Die Philosophie aber halte ich für [achtung, Schwulst!]
'des Menschen eigentlichen Rettungsanker im endlosen Ozean der Sinnlosigkeit'...
Enschuldigen sie
die Schwülstigkeit, das dicke Auftragen.
Manchmal reisst es mich einfach mit.
Dafür wurde ich sehr oft kritisiert, vor allemvon meiner letzten Deutschlehrerin.
Die Sprache soll ja den Inhalt tragen,nicht
sich selbst
in den Vordergrund stellen.
Zurück zum Schwulstsatz:
'Wir werfen den Anker also immer wieder,
während der Sturm des Lebens
uns umtost.'
'Doch nie findet er Grund,
in der Tiefe ist nichts als dunkles Wasser.'
'Und nur die Hoffnung darauf, dass unser Anker eines Tages auf festen Boden trifft und uns sicheren Halt gibt, bringt uns dazu,
niemals aufzugeben
und täglich
den Anker auszuwerfen.'
Ok, den Schwulst haben wir vorerst hinter uns... ich kann ihm eben doch manchmal nicht wiederstehen!
Es macht mir richtig Spass,
Satzgeflechte aufzubauen, sprachlich Kurven und Schleifen zu machen,
Pirouetten gar -
dann ist das Schreiben für mich wie ein Tanz.
Ob dann auch wirklich die Sprache nicht mehr für den Inhalt,
sondern der Inhalt nur noch für die Sprache da ist, kann ich nicht sagen.
Möglich wäre es vor allem deshalb, weil ich immer grosse Mühe habe, mich
für ein Thema zu entscheiden.
Nicht,
dass es zuwenige Themen gäbe.
Oder
ich mich um nichts kümmerte -
im Gegenteil, ich habe ja schon erwähnt, dass mir nur sehr wenig
am Arsch vorbeigeht.
Oft wage ich mir einfach nicht, zu einem Thema etwas zu sagen, über das schon unzählige
viel schlauere Menschen als ich geschrieben haben.
Ausserdem zweifle ich dauernd an meinem Talent.
Irgendwie finde ich Zweifeln je etwas schönes,
nur ist es mir beim Schreiben heftig im Weg.
Deshalb bin ich auch so froh, wenn ich
beim Schreiben dieses Textes
mitunter mehrere Zeilen einfach
runterrasseln lassen kann.
Einfach raus mit dem Zeug,
hemmungslos,
und wenn's dann mal in die Hosen geht,
wenn "hinten raus" peinlicher Quatsch kommt,
dann war's eben Pech.
Nur ja nichts nachträglich ändern,
nicht aufhören,
ja nicht zurücksehen!
Das ist bei diesem Text meine Devise.
Sie sollte es vielleicht auch im ganzen Leben sein.
Es gibt sogar eine griechische Sage... da rettet ein Sänger seine "Freundin" aus dem Hades -
aber sie blickt verbotenerweise beim Rückweg zurück.
Da erstarrt sie zu Stein.
Wie das junge Pärchen hiess?
Wie das junge Päärchen hiess?
Wie schreibt man Pärchen/Päärchen überhaupt?
Saal - Säle.
Paar - Paare.
Saal - Säälchen?
Paar - Päärchen?
?
Jedenfalls:
Nicht zurückzuschauen, immer weitergehen, -sehen, streben -usw.
ist vielleicht das beste.
Japanische Samurais lebten nach dieser Art,
wenn ich mich nicht täusche.
Daran Symbol ist ja die
Kirschblüte.
Sie blüht zwar nur kurz, aber
schöner als alle anderen Blumen.
Und so wollten auch die Samurai leben - kurz, aber heftig.
Heute sagt man dazu:
"No risk, no fun"
Strohdummes Motto!
Finde ich jedenfalls.
Wenn ich allerdings mir vergegenwärtige, wie oft mir schon dieser "fun" durch die Lappen gegangen ist -
nur weil ich zu vorsichtig war, dann muss ich mir schon ein paar Fragen stellen.
"Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste"... aber wer will schon 'ne verstaubte
Porzellankiste?
Und wenn sie zerbricht - na und?
Porz
el
anki
ste.
Ist in Stücken genauso attraktiv wie intakt.
Wer sich am Ende seines Lebens im Schaukelstuhl zurücklehnt und seine Knochen krachen hört,
will der wirklich von sich sagen können:
"Mein Leben war wie eine Porzellankiste,
und diese Kiste hat nie auch nur einen Sprung bekommen!"
Dann hätt' er es vielleicht besser gar nicht gelebt.
Ich muss aufpassen, dass mir das nicht wiederfährt,
dass ich nicht zum Scheintoten werde, zum Zombie.
Selbst die Warner-Brothers
(und die Warner-Sister Dot)
haben's kapiert;
am Ende einer ihrer Folgen stellen sie fest,
dass eben nur ein gelebtes Leben besser als der Tod ist.
Oder so.
Ist ein komisches Gefühl,
seine Lebensweisheiten aus dem Munde quietschender Comicfiguren
zu vernehmen.
Aber die sind manchmal echt schlau.
Garfield z.B., zu seinen alten Zeiten,
als er noch nicht auf zwei Beinen ging -
war eine Scheissidee von seinem Zeichner -
und die Pointen noch nicht aus dem Verhauen von Odie bestanden,
da hat dieser zynische Mistkater mir manche Lektion fürs Leben gelehrt.
Ehrlich!
Aber immer, wenn
in Trickfilmen oder anderswo
dem wehrten Publikum ein Rat fürs Leben
kredenzt wird, hagelt's gleich den Spruch:
"Ach, das ist so moralisch!"
Sowieso:
"Moralist" ist ja,
wie ich eines Tages mit Erstaunen erfahren habe,
ein Schimpfwort!
"Dieser Moralist!"
"Der immer mit seiner Moral!"
Nanu?
Seit wann ist Moral denn etwas schlechtes?
Klar, der Begriff ist verstaubt wie eine Porzellankiste,
aber es steckt ja schliesslich was dahinter, glaube ich zumindest.
Aber nichtsdestotrotz
werde ich mit dieser kurzen Passage über die "Moral"
wieder ein paar Leser verlieren.
Fahret hin!
Fahret hin!
Und zur Abschreckung gleich nochmal das Pfui-Wort:
MORAL!
Ich bin übrigens beileibe kein Apostel.
Zumindest nicht im herkömmlichen Sinn.
Gruppensex?
Nur zu!
Ehebruch?
Wer's braucht
Sich im Oval-Office einen blasen lassen?
Aber immer!
Und doch bin ich für die Moral. Liest sich vielleicht ein wenig wiedersprüchlich, ist aber wahr.
Mit Moral meine ich nicht
die gesellschaftliche,
aufgezwungene
Moral,
sondern diejenige - wie soll ich sagen? - des eigenen Herzens.
Ich glaube, es war... nun, Pascal, oder Kant, oder Schopenhauer,
der gesagt hat:
"Zwei Dinge lassen meine Seele erzittern [oder so]:
der gestirnte Himmel über mir
und das moralische
Prinzip in mir!"
Ein einmaliger Satz.
Kaum ein anderer Satz macht mich so neidisch
auf den, der ihn erdacht hat. Aus Pascal, Kant oder Schopenhauer also.
Dies ist die Moral, die ich meine!
Aber wie erwähnt,
sex sells, but morale doesn't,
d.h. ich langweile die Leser damit.
Die Lesequote sinkt.
Gottschalk hat übrigens mit "Wetten dass..."
49,5%
Einschaltquote gehabt!
Wahnsinn!
Irrsinn!
Unsinn!
Man sagt immer, die Leute seien klüger als man denkt.
Als wer denkt?
Ich z.B.?
Ich bin mir darüber nie ganz sicher.
Normalerweise halte ich "die Leute" für kreuzdämlich.
Naja, jetzt wurde in Deutschland Rot-Grün gewählt...
und ich bin wieder am zweifeln.
Und versuche noch immer
zu ergründen, wie
klug die Leute
also sind.
Sind sie
dumm?
Ich bin ja der Meinung, dass niemand, der bis hierher gelesen hat,
dumm sein kann.
Schliesslich muss er ein wenig wie ich denken - wie sonst hätte er sich so lange für den Text interessieren können?
Obwohl:
diese Überlegung wirft drei Fragen auf:
1. Liest man freiwillig nur Texte, deren Anliegen/Thesen/Gedanken man teilt?
2. Wenn man einen Text mag, bedeutet das auch, dass man ähnlich denkt wie sein Verfasser?
3. Wenn man nur die Leute dumm findet, die anderer Meinung sind als man selbst sind - gibt es dann objektive "Dummheit"?
Antworten:
...
ich kenne sie nicht!
Dann eben...
Vermutung:
1. Eher ja, aber nicht ausschliesslich. Ich persönlich ziehe Texte vor, die mir
vernünftig erscheinen. Aber es gibt viele Menschen, die toleanter sind als ich!
2. [Mir fällt gerade auf, dass Frage 1 und Frage 2 fast identisch sind...] Also entfällt diese Vermutung.
3. Ich bin versucht, "ja" zu schreiben.
Aber realistisch gesehen muss man zugeben,
dass es keine absolute Authorität gibt,
die "objektive Dummheit"
feststellen kann.
Dann muss man aber auch B sagen, d.h. sich eingestehen, dass sowieso
GAR NICHTS
wirklich objektiv ist. Alles ist subjektiv.
Schon Einstein wusste das.
"Alles ist relativ."
Ausser der Grammatik vielleicht, und die legt wohl fest, ob man
Authorität
oder
Autorität
schreibt.
Moi, je ne le sais pas!
"Das war Französich..."
Kennen sie noch die Sendung mit der Maus?
Da wird immer zu Beginn der Sendung eine Übersicht über die Themen gegeben.
["Übersicht über"... aber anders geht's nicht!]
Einmal auf Deutsch und einmal in einer anderen Sprache.
Und dann sagte der Sprecher noch, welches die andere Sprache gewesen war.
Ist mir nur gerade in den Sinn gekommen, hat mit dem Rest der obigen Zeilen nichts zu tun - nada.
Da dieses spontane aneinanderfügen von Gedanken
ziemlich willkürlich ist, finde ich auch den Titel
"Der Denker" immer anmassender.
Sie merken es, er ist mit gar
nicht mehr genehm.
Ich fühle mich so unter Druck - gezwungen, möglichst viel und schlau zu denken.
Gerade in Momenten wie diesem, da der Kopfschmerz dröhnt, die Augen brennen.
Vielleicht wäre dieser Titel treffend gewesen:
"Der Minimalist"
Ich gebe es auch ehrlich zu:
viel Arbeit steckt nicht in diesem Text.
Wie schon geschildert schreibe ich einfach alles
auf, was mir in den Sinn kommt - ohne darüber nachzudenken.
Minimalistischer geht es kaum,
die Gedanken sind nackt und roh.
Man könnte einwenden, dies wäre ebensowenig
Literatur wie ein Einkaufszettel, oder zumindest wie ein
Tagebuch.
Andererseits: es existiert seit Virginia Woolf (oder schon ein bisschen vorher)
eine Erzähltechnik namens "stream of counsciousness",
in der ebenfalls die Gedanken der
Protagonisten direkt aufgeschrieben werden.
Aber natürlich in top-überarbeiteter, hochintellektueller Form. Was zumindest bei mir dazu führen kann,
dass ich am Ende doch überhaupt nicht kapiere,
was eigentlich los ist!
Nicht,
dass ich
allzu
schwer von Begriff wäre...
Ich verstehe aber einfach nicht,
 warum Schriftsteller so selten einfach HINSCHREIBEN, was sie sagen wollen!
Einfach nur HINSCHREIBEN!
Das kann doch nicht so schwer sein!
Ein Zitat aus Adolf Muschgs "Im Jahr des Hasen":
"Fünfzig Jahre - Stille Stahn. Ich frage mich, wonach das blaue Männchen ausschaut, die Hand vor den Augen. 'Woher kommt mir die Bewegung?' Ja, woher soll sie kommen? Es ist, mitten im hellichten Mittag, in die Dämmerung gesprochen, was ich dir jetzt anzudeuten versuche, und lies es auch nicht mit ganz offenen Augen. Meine Philosophie ist nämlich, nicht unpassend im Jahr des Hasen, auf eine einzige Idee zusammengeschrumpft: den Haken. Mit einer Bewegung, die niemand vorhersieht, ich selbst am wenigsten, unter der Säule wegzutreten, glatt und plötzlich wie vom Messer geschnitten - das wäre es. Den Stillstand hinter dir lassen, die Glieder bewegen, plastisch jeder Augenblick und keiner wie der andere.
Vergiss es wieder, oder noch besser, vergiss es halb."
...
.
.
.
Aha!
...
Mmmmhmmmm...
Wie bitte?
Oft, d.h. eigentlich fast immer, wenn jemand auf so einen Text trifft, und ihn nicht versteht, gibt er sich selbst die Schuld;
"Ich bin eben zu ungebildet!"
Ist das wirklich wahr?
Nun, Kunst muss und soll nicht
von jedem Halbschlauen auf Anhieb verstanden werden.
Aber ehrlich gesagt, macht es mich beinahe zornig, wenn ich wie bei obigem
Zitat
den Eindruck bekomme, dass der Autor etwas geschrieben hat,
was eigentlich gar nicht viel bedeuten soll, und dann von mir er-
wartet,
dass ich mir darüber den Kopf zerbreche!
KRACH! BRECH!
Und doch versteh' ich's nicht.
Und wenn ich dann selber schreibe,
und alles was ich schreibe, scheint mir so
klar und beinahe naiv eindeutig zu sein,
fühle ich mich doch unwohl.
"Wenn 'richtige' Autoren immer so nebelhaft und schwer verständlich schreiben...
sind dann meine Texte überhaupt 'Literatur'? Oder sind sie nicht vielmehr einfach
Bedienungsanweisungen
zu meinen Gedanken?"
Fragen, die ich mir
dauernd
stelle.
Hier lasse ich all die Zweifel einfach mal Zweifel sein.
Und schreibe wie mir die Schreibfinger gewachsen sind.
Obwohl ich ja grundsätzlich der Meinung bin, die Sprache sei
ein zu schwaches Mittel, um Ideen, Gedanken und vor allem Gefühle zu transaportieren.
Gestern z.B.
versuchte jemand,
den Geschmak
eines Getränks
zu beschreiben.
Ich: "Gib' uns einfach was davon, ein Schluck sagt mehr als tausend Worte!"
Ein dritter: "Aber nicht mehr als ein Gedicht!"
Da war ich baff.
Setzen wir den besten dichter aller Zeiten an den einen Tisch,
und eine Flasche guten Weines auf den zweiten.
Auch mit tausend Worten, so scheint mir,
könnte der Dichter nicht annähernd so genau den Geschmack des Weines vermitteln
wie ein einfacher Schluck.
Bin ich mit dieser Meinung ein
Banause?
Und verkenne den Wert des Wortes?
Ein Krüppel in Sachen Lyrik sozusagen?
Ich mag die Sprache ja, liebe sie wohl sogar, aber wenn mir beim Musikhören kalte Schauer den Rücken runterlaufen,
erbarmt sie mich ob ihres schweren Standes.
Deshalb interessiere ich mich ja auch für andere Medien.
Und bisher ist das "Ultra-Medium" überhaupt:
der Film.
Musik, Bild, Sprache, Bewegung, Licht...
Ein "Birchermüsli" des Erzählens, das dem Erzählenden eine riesige Vielfalt von
Mitteln in die Hand gibt.
Nur beim Träumen hat man sonst so umfassende
Möglichkeiten, seine Phantasie auszuleben.
Ja, das Filmen...
wenn ich daran denke, dass ich dazu vielleicht nie kommen werde,
könnte ich laut losheulen.
Vor einigen Tagen, als ich gerade mein neues Notebook erhalten hatte, und auf dessen Display einen winzigen
Fleck entdeckt,
war ich schon aufgrund dieses Flecks ziemlich frustriert.
Da meine Stimmung für diesen Abend also schon ruiniert war, konnte ich ohne Bedenken auch gleich
das Spiegel-Interview mit Steven Spielberg lesen.
Denn solche Dinge bedrücken mich immer enorm.
Was für Dinge?
Nun, Interviews mit oder Berichte über Leute, die in meinem Alter dem Berufsziel
Regisseur schon viel näher waren, und die jetzt ein absolutes Traumleben führen.
Nun, der Tropfen, der das Fass an jenem Tag zum Überlaufen brachte war Spielbergs
Anmerkung, sein nächster Film werde das Buch "Memoirs of a Geisha" zur Grundlage haben...
Nicht nur, dass er meinen Traumjob hat, eine Wunschkarriere hinter sich und alle
Freiheiten vor sich hat - jetzt filmt er mir auch noch meine Lieblingsthemen
vor der Nase weg!
Und richtig am Boden war ich dann,
als ich realisierte,
dass er vermutlich sogar
- anders als ich -
keinen Fleck auf seinem Notebook hat...
Zum Heulen!
Aber warum in die Ferne (also zu Mr. Spielberg nach Hollywood) schweifen,
das Üble liegt so nah:
rund um mich
seh' ich haufenweise
Menschen,
die... wie soll ich es ausdrücken?
Ihre Zeit vernünftig nutzen.
Da sitze ich vor kurzem
mit Studienkollegen in der Mensa -
plötzlich fällt das Gespräch kurioserweise auf indische Musik.
Und als jemand einen kaum verständlichen indischen Namen brummelt:
überall wissendes Nicken.
Ich aber
blicke mich ratlos um...
"Wer? Wer soll das sein?"
Entsetzen.
"Du kennst [indischer Name] nicht?!? Den berühmten Violinisten?"
Nein, kenne ich nicht.
Ich habe auch noch nie ein Buch von
Wittgenstein oder
Habermas
gelesen.
War nie in einem Zen-Kurs.
Ich weiss nicht einmal, wer beim ZSC oder SCB spielt.
Oder welches Tierkreiszeichen dem Monat November zugeordnet ist.
Nichts davon!
Und doch hielt ich mich ehemals für einen relativ interessierten,
mit offenen Augen durch die Weltgeschichte wandelnden Zeitgenossen.
Falsch gedacht.
"Der Denker" - pah!
Es ist wirklich erschreckend - woher nehmen die Leute bloss die Zeit,
sich über so viele Dinge zu informieren? So sinnvolle Dinge zu tun?
Dabei gibt es unzählige sinnLOSE Dinge, die auch getan
werden wollen.
...
Nasebohren.
Auf der Toilette Comics lesen.
Mit Freunden über hirnrissige Nebensächlichkeiten streiten.
"Seinfeld" gucken.
Kaffee schlucken.
Staubsaugen.
Nichts taugen.
...
Einen grossen Teil meines bisherigen Lebens habe ich mit solchen Dingen zugebracht.
Und immer vermutet, dies sei bei meinem Mitmenschen in generaliter auch nicht anders.
Und jetzt stellt sich immer deutlicher heraus, dass die alle die ganze Zeit indische Musik studiert,
asiatische Meditationstechniken geübt
und auch sonst jede Menge andere
(mehr oder weniger)
sinnvolle Dinge getan haben.
Dies, ich gebe es zu, schüchtert mich ein
und beängstigt mich.
Aber was sollen dauernd all diese Selbstzweifel?
Ich weiss ja eigentlich ziemlich genau,
dass Zagen und Zaudern zu nichts führt.
Schon seit Jahren
durfte, konnte, nein musste ich immer wieder feststellen,
dass es im Leben -
falls ich einmal eine so allgemeine Aussage machen darf -
vor allem auf eines ankommt:
Wie
man
sich
verkauft!
Es ist keine grosse Erkenntnis, ich weiss...
Aber ich habe immer wieder grosse Mühe, sie endlich als wahr zu akzeptieren.
Dabei ist sie es zweifellos.
Wahr.
Ich habe viele Leute gekannt, die sich gut verkaufen konnten.
Aber nur eine Person darunter war ein absoluter Meister.
Beinahe ein Künstler im "sich selbst Verkaufen".
Ein begnadeter Künstler.
Ich nenne keine Namen,
auf die kommt es auch gar nicht an.
Wichtig ist nur, dass diese Person immer und überall
einen guten, einen gewinnenden Eindruck hinterlassen konnte.
Natürlich gehört dazu ein Stück
Heuchelei.
Aber wenn man es richtig anstellt -
und diese Person hat es immer richtig angestellt -
muss man sich gar nicht anbiedern.
Man kann sein, wie man ist,
und sich doch überall gut verkaufen.
Egal, wie man ist.
Können sie mir noch folgen?
Vielleicht hilft es, wenn ich eine von Franz Hohler's Wegwerfgeschichten erwähne:
Der beste Verkäufer der Welt ist ihr zufolge derjenige,
der einem Elch in Alaska Gasmasken verkaufen kann.
D.h. jemandem etwas verkaufen kann, wofür derjenige
unter Umständen gar kein Interesse hat.
Es ist eben so, dass es nicht wirklich darauf ankommt,
was jemand kann, sondern darauf,
wie er sich präsentiert.
Bescheidenheit
ist zwar eine
Zier.
Aber auch eine Sackgasse.
Ein Beispiel:
Ich studiere be- oder unbekanntlich seit kurzem Japanologie.
Einem meiner Mitstudenten fiel letzte Woche in unserem Kalligraphiekurs
ein Blatt Papier zu Boden,
worauf ein hübsches japanisches Mädchen am Tisch vor ihm sich bückte und
das Papier für ihn aufhob.
Er sagte:
"Merci!"
Weshalb er denn nicht auf Japanisch gedankt habe, wollte ich von ihm wissen.
"Ach, das wäre angeberisch gewesen - ich kann noch fast kein Japanisch, da kann ich doch nicht grosspurig
auf Japanisch danken!"
Stimmt schon.
Stimmt aber auch nicht.
Jemand, der sich gut zu verkaufen weiss,
hätte mit charmantem Lächeln
"Arigato!"
gesagt, und bestimmt hätte sich die Japanerin darüber gefreut.
Sie wären vielleicht ins (deutschsprachige!) Gespräch gekommen,
hätten sich besser kennengelernt, dann
verliebt, verlobt, verheiratet,
man kennt das ja....
Vielleicht auch nicht.
Aber zu verlieren hatte mein
Kollege nicht viel.
"Merci."
"Arigato!"
Daran, welches dieser zwei Worte er in dieser Situation benutzte,
kann man ablesen,
ob er ein freundlicher, bescheidener, ehrlicher Mensch ist
oder ob er sich gut verkaufen kann.
Ich hätte wohl auch "Merci" gesagt.
Elche
und
Gasmasken...
Mann, in was für Sackgassen man sich schreiben kann!
Zu Elchen und Gasmasken z.B. fällt mir ja nun gar nichts mehr ein.
Ausser vielleicht, dass ich Elche gerne zeichne - im Comic-Sil ist es kinderleicht.
Und doch: Eine Schreibersackgasse.
Ist aber immerhin weniger schlimm als eine allgemeine Schreibhemmung.
(Unter der ich wohlgemerkt heftigst leide)
Und sich in eine Sackgasse schreiben ist auch weniger schlimm als
sich in eine Sackgasse leben.
Auch dies ist mir nicht ganz unbekannt.
Vor lauter Möglichkeiten
die Chance nicht mehr sehen.
Oder sich vor den Möglichkeiten eher fürchten denn
sich über sie zu freuen.
Was mache ich denn jetzt?
Eine Sprache studieren.
Was gut und recht ist,
aber was mich nicht darüber hinwegtäuschen kann,
dass meine Träume anderswo liegen.
Sind die überhaupt zu erfüllen?
Oder entfernen sich Träume nicht immer automatisch in dem Masse
von der Wirklichkeit,
in dem wir uns ihnen zu nähern versuchen.
Wie ein Regenbogen sozusagen?
Was bedeuten würde, dass auch
reiche,
schöne,
mächtige,
und erfolgreiche Leute
eigentlich ihre Träume nicht erfüllen können.
Ein Freund von mir vertritt -
oder vertrat -
ja diese These: Dass die Welt, das Leben
schlussendlich immer irgendwie Gerechtigkeit herstelle.
Unter dem Schlusstrich des Lebens also habe jeder dasselbe stehen.
Der Reiche habe eben ein schlechteres Gewissen,
der Schöne nur heuchlerische Freunde,
usw.
Ich halte diese These - gelinde gesagt -
für haarsträubend.
Naiv.
Für schön, aber für "nicht von dieser Welt".
Zu oft scheinen wenige das ganze Glück gepachtet
und viele keins mehr gekriegt zu haben.
Ich formuliere das mal
ganz allgemein,
um nicht in
den
Verdacht
des Selbstmitleids zu geraten...
Und schliesslich glaube ich auch teilweise daran, dass
"jeder seines eigenen Glückes Schmied ist".
Ein Beispiel wäre eben das erwähnte
"sich verkaufen können".
Und genau daran werde ich scheitern,
mein Leben lang.
Dies ist spätestens klar geworden,
seitdem mein Selbstbewusstsein mit
2 von 5
bewertet wurde.
Nicht,
dass ich auf diese Bewertung allzuviel Gewicht legen würde.
Nur wusste ich ja schon selbst längst,
dass ich immer zu grüblerisch und
skeptisch auftrete und handle.
Ich bin zweifle eben dauernd an mir selbst -
und genauso an allem und allen um mich herum.
Dabei kann man sich zwar mitunter schlau und überlegen vorkommen,
aber es hilft einem nicht weiter.
Die Welt ist nicht gerecht,
nicht gut,
nicht ehrlich,
nicht bescheiden.
Sie ist das Gegenteil von all dem, und auch wir, ich und du, sind es.
Wenn man darüber immer wieder nachgrübelt, ist man wie die Schildkröte im Panzer,
wie der Igel unter den Stacheln.
Und je länger man die Welt da draussen als falsch und feindlich ansieht,
um so weniger will man an ihr teilhaben.
Und je weniger man an ihr teilhat,
um so mehr erkennt man, dass sie falsch und feindlich ist.
Ein Teufelskreis.
Im letzten Jahr erschienen etwa 60'000 neue Krimiromane...
die meisten davon dürften reine Unterhaltung ohne jeden künstlerischen Anspruch sein.
Die meisten davon dürften absolut schlecht sein.
Und doch wurden sie publiziert, und die Autoren können jetzt in ein Buchgeschäft gehen und ihren Namen auf einem Buch lesen.
Sie verdienen damit Geld und nähren davon ihr Selbstbewusstsein.
Ich jedoch zögere bei jedem Anlauf zum Schreiben
schon nach dem ersten Satz.
Ich frage mich:
"Ist es nötig, noch eine Geschichte (einen Aufsatz, eine Erzählung) zu schreiben?"
"Wird irgendwer deinen Text lesen wollen?"
"Und selbst wenn, ist es nicht besser, gar nicht zu schreiben, als schlecht zu schreiben?"
Und schreibe nicht.
Doch solange ich es nicht tue,
werde ich auch nie das Selbstvertrauen dazu finden,
es zu tun.
Wie gesagt:
Ein Teufelskreis.
Wobei das Schreiben nur ein, wenn auch ein sehr wichtiges Beispiel ist.
Ich jedoch zerbreche überall daran,
dass ich das ewige kritische Hinterfragen,
das krankhafte Zweifeln an allem und jeden,
das mich selbst und meine Handlungen dauernd auf die Goldwaage Legen
nicht aufgeben kann.
Ich fühle mich wie eine Raupe, die sich nicht verpuppen kann.
Vielleicht steckt einiges in ihr, was herauszuholen sich lohnte.
Aber sie wird niemals den Mut dazu finden.
Oder doch?
Jetzt, ein paar Monate später,
ziehe ich ein paar zusätzliche Gedanken in Betracht...
Betrachten wir das Leben einmal als eine Art Spiel
(was ja auch eine durchaus legitime Sichtweise ist),
in dem es verschiedene Preise zu gewinnen gibt, unter Verwendung von verschiedenen Resourcen.
Dabei gibt es die verschiedensten Arten von Resourcen.
Zeit ist eine Resource, Talent, das soziale Umfeld,
Aussehen, Charakter, Arbeit, Willenskraft, eigentlich so gut wie jeder Lebensumstand
lässt sich als Resource auffassen.
Wenn nun jemand wie ich ein Ziel wie das, Regisseur zu werden, ins Auge fasst, tritt er automatisch
in Wettbewerb mit anderen,
die dasselbe Ziel haben.
Es wird mit allen Mitteln gekämpft:
der Talentierte lässt sein Genie walten,
der Millionärssohn nutzt seinen Einfluss und seine monetären Vorteile,
der Jüngere hat mehr Zeit, um sich dem Ziel zu nähern,
der Ältere mehr Erfahrung,
usw. usf.
Könnte man nun die verschiedenen Resourcen messen und irgendwie gegeneinander aufwiegen,
so dass man am Ende für jeden "Kandidaten" auf eine Regisseurskarriere
eine genaue Zahl hätte, wie gross seine Resourcen sind,
liesse sich daraus direkt ablesen, wer den Durchbruch schaffen würde, und wer auf der Strecke bliebe.
Um diesen zugegebenermassen eigenartigen Gedanken etwas zu verdeutlichen -
oder noch absurder erscheinen zu lassen -
ein kleines Beispiel:
" ADAM:
Schön : 34 P.
Gebildet : 40 P.
Kennt einen erfolgreichen Schauspieler : 56 P.
Interessiert sich eigentlich eher für Baseball als für Film : -50 P.
Heterosexuell : 20 P.
... (et cetera)...
Total : 2376 P.
/
BEAT:
Dünn : 9 P.
Talentiert : 129 P.
Scheu : -15 P.
Homosexuell : 17 P.
... (auch et cetera)...
Total : 2287 P. "
In diesem Falle also verliefe Adam's Karriere erfolgreich,
oder zumindest erfolgreicher als die Beat's.
(Dafür klingt Beat's Name auf Englisch ausgesprochen verdammt cool... "beat!"
Wie Beat Takeshi, aber den kennt wohl kaum einer, also egal...)
Jetzt aber kommt das WICHTIGE:
Diese ganze Zahlenspielerei bringt an sich noch nicht viel, erst wenn man über diesen Gedanken zu einem weiteren kommt,
wird sie richtig hilfreich.
Obwohl es nämlich zugegebenermassen so ist, dass die meisten dieser erwähnten Resourcen
gottgegeben - oder eben gottnichtgegeben - sind, gibt es einige,
die wir uns selbst besorgen können.
Damit meine ich nichts so esoterisch-schwülstiges wie
"finde dich selbst und du wirst dich auch lieben können, vor allem wenn der Saturn im dritten Kreise steht und blablabla..."
Ich meine eine ganz einfache Überlegung:
Wenn man sich diesen Riesenhaufen von Menschen ansieht,
die um einen herumwuseln, stellt man (ich) immer wieder erstaunt fest,
wie schnell sie sich mit ihrer Situation
zufriedengeben,
oder zumindest abfinden,
oder zumindest resignieren.
Seien wir ehrlich: das Leben der meisten Leute ist doch einfach untragbar öde
und aussichtslos -
und doch versuchen nur die wenigsten, etwas dagegen zu tun.
Ich ja auch nicht!
Bisher!
(Und auf vielen Gebieten auch in Zukunft nicht, das versteht sich bei einem Angsthasen wie mir von selbst!)
Wenn wir also zurück zu dem Gedanken kommen,
das Leben sei ein Spiel,
so können wir nun hinzufügen,
dass die meisten Menschen
GAR NICHT RICHTIG MITSPIELEN!
Und das ist - für uns zumindest, die eventl. davon profitieren können -
wunderbar!
Wie wäre es denn, wenn ADAM, der bei meinem kleinen Beispiel
eigentlich die Nase vorn hätte,
irgendwann den Kopf sinken lassen würde und sich sagte:
"Ach, die Sache mit dem Filmen lasse ich sein..."
" ADAM
Gibt auf : -1900 P.
Neues Total : 476 P. "
Dann hätte Beat gewonnen - und die eine Resource, die diesen Wettkampf entschieden hat,
ist nur diese:
Der eine probiert's, der andere nicht!
Dazu auch:
"Es gibt nichts Gutes ausser man tut es."
sowie
"Ein Mann bat Gott jeden Tag: 'Gib mir eine Chance! Lass mich im Lotto gewinnen!'
Bis Gott ihm eines Tages antwortete: 'Gib MIR eine Chance! Kauf dir ein Los!' "
Das mag sich jetzt alles ganz platt anhören, bzw. lesen.
Naja, ist es auch.
Ganz einfach:
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Diese ganzen alten Sprüche eben.
Sind alle wahr.
Man muss es nur merken.
Aber das Merken,
das Glauben vor allem,
fällt manchmal so schwer...
Heute zum Beispiel,
wo ein weiteres Mal ein kalter Dolch durch meine Brust fuhr,
ein Dolch, den ich schon lange abgestumpft glaubte,
heute also kann ich beinahe nichts mehr glauben.
erst recht nicht alte, weise Sprüche.
Je weiser und älter sie sind,
um so wütender können sie mich machen.
Aber über den heutigen Tag:
den Mantel des Schweigens.
Solche Stimmungsschwankungen sind eines der Dinge,
die die eigentliche Intention dieses Textes zu stören drohen:
Eigentlich soll dieser Text sich lesen wie ein
zusammenhängender,
ununterbrochener
Gedankengang.
Da er aber auf mehrere Tage (d.d. Monate) verteilt gedacht wird, wird er in verschiedenen Stimmungen gedacht.
Unter verschiedenen Voraussetzungen.
Könnte man (ich) wirklich in einem Zug
alle Gedanken nahtlos niederschreiben,
eine Art
lückenloses Protokoll des inneren Monologes -
wie dies ja zum Teil von berühmten Schriftstellern versucht wurde,
könnte dann der Leser dieses Textes
"irgendwie"
(so sehr ich dieses nebelwerfende, nutzlose Wort hasse)
in den Kopf des Schreibenden eindringen,
eine Art Gedankenverbindung eingehen?
Und, um diese Überlegung auf die Spitze zu treiben,
wird nicht der Lesende
für die Zeit der Lektüre
selbst zu dem, der den Text geschrieben hat?
Da er dessen Gedanken denkt, dessen Gefühle fühlt -
übernimmt er in diesem Zeitraum nicht dessen Persönlichkeit?(!!!)
Sie, der Leser
(oder duze ich sie eigentlich?
Sieze ich Dich?
klein- oder Grossgeschrieben?
Kann mich nicht erinnern,
mag nicht zurückblättern...)
Eben, sie, der Leser,
sind also für einen kurzen Moment ihres Lebens
eine Art "Moritz",
eine Filiale meines selbst.
Und, wie fühlt es sich an?
Bei mir im Moment beschissen...
Und das nicht einmal wegen den NATO-Angriffen auf den Kosovo!
Das ist ja das Schlimme!
Es geht mir wie dem Typen, der gesagt hat:
"Was geht mich der Vietnamkrieg an, wenn ich Orgasmusprobleme habe?"
(Nicht, dass ich Orgasmusprobleme hätte!)
Mein eigenes Hemd ist mir am nächsten.
Meine dolchdurchbohrte Brust auch.
Aber mal ehrlich:
nichts, was mir je geschehen ist und vermutlich je geschehen wird,
ist halb so tragisch wie das Blutvergiessen im Kosovo
(ausser dem Leben selbst vielleicht) -
und doch...
und doch...
seh' ich vor lauter eignem' Kummer
nicht über den Brillenrand hinaus.
Schrecklich,
egoistisch,
verwerflich.
Dabei wünscht sich doch jeder,
ein guter Mensch zu sein.
Ein so guter, intelligenter Mensch sogar,
das habe ich mir kürzlich überlegt
dass man am liebsten der Nachwelt in Form eines Begriffes erhalten bliebe.
Es klingt wie Grössenwahn,
aber wäre es nicht schön,
der Nachwelt in der Form
"Gerberismus",
"Gerberistisch" oder
"Gerberesk",
erhalten zu bleiben?
Wie Kafka,
Darwin,
und was weiss ich wer?
Literaturkritik im Jahre 2234...
"Das Buch ist sehr gerberesk."
Aber wie gesagt, geschrieben:
Eigentlich bin ich viel zu bescheiden für solche Dinge.
Bescheiden,
scheu,
vorsichtig.
So vorsichtig sogar, dass ich oft auch bei harmlosesten Gesprächen meine Worte vorausplane.
Und dies scheint wirklich etwas besonderes zu sein.
(Besonders dumm und krankhaft meine ich.)
Denn oft glaubt man
von bestimmten lächerlichen Angewohnheiten,
nur man selbst habe sie,
und dann stellt sich heraus,
dass andere,
denen man davon erzählt, sie ebenso haben.
Diese meine Angewohnheit aber, Gesprächsanfänge vorauszuplanen,
scheint doch ziemlich selten zu sein.
Zugegebenermassen,
ich tue es eigentlich nicht
aus Nervosität,
wohl eher aus Langweile
und Gewohnheit.
Kürzlich zum Beispiel hatte ich eine Idee gehabt, die mir vorher nie gekommen war.
Als ich sie jemandem erzählen wollte, überlegte ich kurz, wie ich das Thema anreissen sollte.
"Du, weisst du, was ich mir eben zum ersten Mal überlegt habe?"
Nein,
dieses "weisst du"-Fragen ist so lächerlich -
der Betreffende weiss es ja sowieso nie,
sonst würde man ihn gar nicht darauf ansprechen!
"Du, eben habe ich mir zum ersten Mal etwas überlegt!"
NEIN!
Das liest sich ja so, als hätte ich mir zum ersten Mal überhaupt irgendwas überlegt!
"Den folgenden Gedanken habe ich mir eben zum ersten Mal gedacht:..."
Auch nicht,
das klingt ja wie ein Formular,
entworfen allerdings von einem hirnkranken Schimpansenbaby.
(Um etwas Slapstick in die Choose reinzubringen...)
"Slapstick"...
Woher kommt eigentlich das Wort?
Slap,
Stick.
Naja.
Lassen wir das.
Zur Erklärung meiner Angewohnheit:
Es geht noch weiter.
Schlimm ist es vor allem, wenn ich im Kopf Briefe schreibe.
Dies vor allem in
schlaflosen Nächten.
Da beginnt's einfach zu schreiben, in meinem Kopf.
Hassbriefe,
an Leute, denen ich schon immer mal die Meinung sagen wollte.
("Du, weisst du, was ich dir schon immer sagen wollte?" - nein, eben nicht so!)
Leserbriefe,
über Dinge, die ich schon immer einer breiteren Öffentlichkeit mitteilen wollte.
Bettelbriefe,
an (z.B.) Spielberg, er solle mich doch bei einem seiner Filme mitarbeiten lassen.
Und natürlich
Liebesbriefe.
An you-know-who.
Or don't.
Keiner dieser Briefe wird je wirklich geschrieben, geschweige denn abgeschickt.
Aber sie hindern mich noch mehr am schlafen,
als ich es jeweils sowieso schon bin.
Vielleicht schreiben andere Leute
auch solche "Kopfbriefe".
("Chef, sie sind ein fertiges Arschloch!")
Vielleicht werden in jeder Nacht im ganzen Land unter stillen Dächern
hunderttausende solcher Briefe verfasst.
Manchmal frage ich mich, ob die Welt nicht ein besserer Ort wäre,
wenn sie alle zu Papier gebracht
und abgeschickt würden.
 

(c) Moritz Gerber