Das Zitat vom 8. Mai 1999:

" 'Vertriebene', nicht 'Flüchtlinge'! "

(Derzeit allüberall (vor allem von Regierungsvertretern) zu hörende Floskel)

Mit grossem Nachdruck wird in diesen Tagen immer wieder darauf beharrt, dass die Kosovo-Albaner,

die gezwungen werden, den Kosovo zu verlassen,

keine 'Flüchtlinge' seien -

nein, sie wären ja nicht freiwillig gegangen,

sie seinen also vielmehr 'Vertriebene'!

Nun, die übliche, alltägliche NATO-Propaganda finde ich schon schwer zu ertragen.

("... wir haben unsere Angriffe weiter verstärkt... und die Ziele gehen uns niemals aus!")

Aber dass bei dieser anderen Form der Propaganda,

dieser Wortklauberei um

'Flüchtlinge' oder 'Vertriebene',

auch zahllose unabhängige "Meinungsmacher" mitmachen,

kann ich überhaupt nicht verstehen.

Es ist klar, dass man -

um die Unterstützung und Solidarität der Menschen in Europa aufrechtzuerhalten -

das traurige Schicksal der Kosovo-Albaner deutlich schildern und anprangern muss.

Aber man sollte aufpassen, dass man dabei nicht gleichzeitig anderen Menschen in Not indirekt schadet -

den Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt,

die auch weiterhin 'Flüchtlinge' genannt werden.

Ihr unglückliches Los wird so nämlich verharmlost.

Sie sind ja nur 'Flüchtlinge', keine 'Vertriebenen'.

Aber wer flüchtet schon freiwillig?

Was muss einem Menschen wiederfahren, was muss ihn bedrohen, damit er ins Unbekannte flieht?

Muss er nicht völlig verzweifelt sein, aller sonstigen Hoffnungen beraubt?

Gewiss muss er das.

Und so macht es auch keinen Sinn,

eine "Zwei-Klassen-Flüchtlings-Gesellschaft" herbeizureden.

So sehr die Kosovo-Albaner Hilfe brauchen und verdienen, andere tun es auch.

Und eines ist bei der Sache besonders pikant:

während ich diese Floskel, wir hätten es mit 'Vertriebenen', nicht mit 'Flüchtlingen' zu tun,

schon unzählige Male gehört habe,

scheint sich kaum jemand an einem anderen Wortungetüm zu stossen,

das nun wirklich pervers, sinnverzerrend und richtiggehend menschenverachtend ist...

'Ethnische Säuberung.'

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