Das Zitat vom 22. Juli 2000:

" Er glaubt dann alles anders zu sehen;

ihn konnte das ergreifen, woran andere achtlos vorbeigingen,

und wo andere achtlos nach einem Ding griffen, dort war für ihn schon die Bewegung des eigenen Arms

voll geistiger Abenteuer oder in sich selbst verliebter Lähmung.

Er war empfindsam, und sein Gefühl war immer bewegt von Grübeleien, Gruben, wogenden Tälern und Bergen;

er war niemals gleichgültig, sondern sah in allem ein Glück oder Unglück

und hatte dadurch stets die Gelegenheit

zu lebhaften Gedanken. "

(Aus Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften")

Es wird oft gesagt,

Schriftsteller hielten einem den Spiegel vor die Nase.

Wenn einer ein guter Schriftsteller ist,

dann tun seine Worte mehr als jeder Spiegel.

Ein seltsames Gefühl;

zwei Sätze Musils

umgreifen leichterhand tausend meiner Gedanken und Empfindungen.

Wären Musils Worte noch düsterer,

fühlte man beim Lesen eher:

"das ist ein armer Tropf!",

so könnte dieses Zitat beinahe als Klappentext dienen

zu dem versiegelten Buch,

das - wie jeder andere -

auch ich bin.

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