Das Zitat vom Samstag, dem 21. November 1998:

"Sie dürfen natürlich anderer Meinung sein als ich... wenn sie dann ein Buch darüber geschrieben

haben. Das werde ich gerne lesen."

(Antwort eines meiner Dozenten auf die Wortmeldung eines Studenten, dessen Meinung von der des Dozenten abwich)

Zwei Dinge muss ich gleich zugeben:

Erstens ist das Zitat kein Wortlaut.

Da ich mich an diesen nicht genau erinnern konnte, habe ich versucht, den Sinn und die Worte so treffend wie möglich wiederzugeben.

Zweitens war die Meinung, die der genannte Student vertreten hat, wirklich sehr fragwürdig.

Dennoch bringt die Antwort des Dozenten genau die Sache auf den Punkt, mit welcher ich mich an der Universität so schwer abfinden kann.

Nachdem ich mich Jahr und Tag in der Schule abgemüht habe,

vorgekautes Wissen in meinen Kopf hineinzuschaffen, ist der Drang danach,

endlich auch etwas aus meinem Kopf hinauszulassen - und zwar etwas eigenes -

inzwischen sehr stark.

Nun, offensichtlich ist die Universität nicht der Ort dazu.

Nicht nur, dass das Lernen (was ich nicht anders erwartete) unverändert weitergeht,

Mitsprache und Teilnahme an Problemlösungen sind beinahe noch weniger gefragt als an der Schule.

Dies vor allem deshalb, weil man sich eben erst die "Werkzeuge" aneignen muss,

mittels derer man die vorliegenden Fragen dann untersuchen kann.

Natürlich,

einfach ohne jedes Hintergrundwissen dumm loszuschwätzen kann nicht das Ziel sein.

Aber auch das andere Extrem sollte gemieden werden: Dass man nämlich zum Beispiel bei einem Text zuerst nachschaut,

wie lange die Bibliographie-Liste ist.

Und ob, wie ein Kollege immer zornig feststellt, auch brav

"Habermas,

Wittgenstein

und all diese Figuren"

zitiert werden.

Dies ist der Zwiespalt: Während ich heute die Energie und den Drang zum Mitreden habe, fehlen mir manche Grundlagen.

Doch zu warten, bis ich mir morgen - in vielen Jahren also - alle Grundlagen angeschafft habe,

dafür reicht die Geduld nicht.

Komische Probleme, wenn man bedenkt, was an der Universität eigentlich gelehrt wird:

(auch dies ist ein Ausspruch desselben Dozenten)

"der neueste Stand des Irrtums..."

*