Das Zitat vom 20. März 1999:

"Das Herz wird noch nicht an der Börse gehandelt,

aber es hat einen Standort:

es schlägt links."

(Oskar Lafontaine am Sonntag nach seinem Rücktritt als Finanzminister)

Ich habe heute im Radio gehört,

dass der Pharmakonzern Novartis im letzten Jahr seinen Umsatz nicht steigern konnte,,

wohl aber den Gewinn - um stolze 16%!

In anderen Worten: obwohl gleich viel Geld eingenommen wurde, blieb am Ende mehr in der Kasse,

was wohl vor allem den Einsparungen im Personalbereich zu verdanken ist -

also den Entlassungen in grosser Zahl...

Diese Meldung wurde keinesfalls verlegen und kleinlaut verkündet, im Gegenteil:

es sollte offensichtlich als frohe Botschaft verstanden werden,

da ja die Aktionäre 16% mehr verdienen werden, obwohl der Umsatz gleichgeblieben ist.

Wunderbar!

Eine grosse Erleichterung -

endlich können wir wieder ruhig schlafen, mit dem festen Wissen,

dass die oberen 10'000 doch noch nicht am Hungertuch nagen müssen!

Toll!

Ja, ein paar Menschen sind auf den freien Arbeitsmarkt zurückgeführt worden,

aber das ist doch wirklich ein kleiner Preis für solch einen Erfolg.

Oder?

Das Schlimme ist, dass die meisten der Beteiligten gar nicht

wirklich böswillig handeln.

Sie denken in Kategorien von "Gewinnoptimierung", "Marktführerschaft" und "Effizienz",

und übersehen schlicht, welche anderen Effekte sie hervobringen.

In so einem Umfeld,

wo im selben Land der eine 2 Millionen, der andere 2000 Mark verdient,

Finanzminister zu sein, ist wohl wirklich kaum zu ertragen.

Und wenn man dann nicht einmal etwas zu ändern versuchen darf,

nimmt man am besten seinen Hut.

Ob Lafontaine dies zu spät, zu früh

oder überhaupt auf die falsche Weise getan hat, ist eine andere Frage.

Aber zumindest schlägt sein Herz

am rechten Fleck.

Nämlich am linken.

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