Das Zitat vom 17. Juli 1999:

" Das egoistische Gen. "

(Titel des berühmten Sachbuches des Biologen Richard Dawkins)

Das Buch mit diesem Titel

ist inzwischen 20 Jahre alt.

Dawkins Thesen, die so viel Aufregung verursachten,

sind 'aufgefangen', analysiert und relativiert worden.

Ein altes Buch - ein alter Hut.

Ich habe es jedoch gerade erst gelesen,

und es hat mich tatsächlich erschüttert.

Dawkins betrachtet die Menschen (und andere Tiere) nicht als Ziel und Herrscher ihrer Gene,

sondern als deren "Überlebensmaschinen".

Ausgeklügelte Roboter, wundersam kompliziert -

aber eben doch nur biologische Mechanismen,

die einzig deshalb entstanden,

weil in ihnen und durch sie die Gene sich fleissiger fortpflanzen können.

Wo Darwin dem Menschen das Göttliche genommen hat,

nimmt Dawkins ihm auch noch das Menschliche -

auch wenn er dies ausdrücklich nicht so gesehen haben will.

Krieg, Familie, Sex -

all dies lässt sich durch Dawkins Thesen trefflich

als Nebenprodukt der Genvermehrung entschlüsseln.

Ja, die Thesen sind differenzierter als in dieser Kürzestform,

sie sind überarbeitet, zum Teil wiederlegt (und auch wieder-beweisen) worden.

Und doch ist es unheimlich,

beim Blick ins eigene Innere

keinen Geist und keine Seele zu finden,

sondern schlussendlich -

am Anfang, und am Ende -

nur Molekülketten.

Blosse Materie, ohne Streben und Sinnen;

denn hier täuscht der Titel des Buches, unsere Gene sind nicht einmal egoistisch -

wären sie doch wenigstens dies! -

sondern bloss stille Molekülverbindungen,

die nicht wissen,

was sie tun.

Nun, wenigstens darin gleichen sie uns Menschen.

(Das Buch ist übrigens unheimlich lesenswert!)

*