Das Zitat vom Donnerstag, dem 15. Oktober 1998:

"Also lautet ein Beschluss:

Dass der Mensch was lernen muss."

(Aus dem Kinderbuch "Max und Moritz" von Wilhelm Busch)

So oder ähnlich könnte wohl der Leitsatz unseres Schulsystems heissen.

Da ich erst gerade das Gymnasium hinter mir habe steht mir das Thema bildung noch sehr nahe - und ich habe eine Menge daran auszusetzen.

Es scheint nämlich wirklich so zu sein, dass es in erster Linie darum geht, dass "der Mensch was lernen muss", was er dann aber lernt, ist schon beinahe Nebensache.

Das magische Wort "Allgemeinbildung" dient jeweils den Befürwortern des jetzigen Schulsystems als Allheilmittel in jeder Diskussion. Nun, allgemein gebildete Menschen sind auch mir die liebsten, nur nimmt diese breite Ausbildung zuweilen groteske Formen an;

So kann jeder und jede meiner ehemaligen MitschülerInnen mathematisch in- und deduzieren und kennt die chemische Formel von Trichloralformaldehydzucker, aber manche vermögen nicht, die politischen Parteien in konservative und progressive einzuteilen, wieder andere wissen nicht, dass Tibet von China okkupiert wurde und früher ein unabhängiger Staat war!

Dies sind nur einzelne Beispiele, die aber verdeutlichen, dass "Allgemeinbildung" leider falsch aufgefasst wird.

Ein so umfassendes Thema wie die Bildung kann nicht in so kurzen Sätzen behandelt werden. Als Fazit jedoch folgendes:

Wer sich jahrelang mit Formeln und Definitionen abquält, die er dann nie mehr in seinem Leben brauchen wird, gewinnt zurecht das Gefühl, dass er nicht was lernen darf, sondern "was lernen muss."

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